Full text: Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Seiner Familie zeigte er sich als treuer Hausvater. Er selbst 
gab ihr das Beispiel der Gottesfurcht, Frömmigkeit, Pflichttreue 
und Arbeitsamkeit. Die Gewänder, die er gewöhnlich trug, 
waren von seinen Töchtern gesponnen, gewoben und gefertigt. 
Bei allen seinen vielen Geschäften und Sorgen fand er noch 
Zeit, den Verwaltern seiner Güter kluge Vorschriften zu 
erteilen und ihre Rechnungen zu prüsen. 
5. Von Kaiser Karls Heimgang. 
In seinen alten Tagen verweilte Karl am liebsten zu Aachen. 
Er benützte hier die warmen Quellen zur Stärkung seines Leibes. 
In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr er großes Leid durch 
deu Verlust seiner hoffnungsvollen Söhne Pipin und Karl. Es 
blieb ihm nur noch Ludwig, der fpäter den Beinamen „der 
Fromme" erhielt. 
Als Karl wahrnahm, daß feine Kräfte nachließen, dachte 
er daran, sein Haus zu bestellen. Er ließ seinen Sohn Ludwig 
nach Aachen kommen. Ebendahin hatte er die Grasen, die 
Bischöfe und die vornehmsten Herren aus dem ganzen Reiche 
zusammenberusen. In einer feierlichen Versammlung machte 
er ihnen den Vorschlag, nach seinem Tode seinen Sohn Ludwig 
zum König und Kaiser zu machen. Sie gaben ihre Einwilligung, 
und dem ganzen fränkischen Volke gefiel es so. In der Marienkirche 
setzte darauf Karl seinen Sohn neben sich als Kaiser und über¬ 
gab ihm das Reich, indem er ihm eine goldene Krone darreichte. 
Und das versammelte Volk ries: „Es lebe Kaiser Ludwig!" 
Karl selbst aber lobte Gott und sprach: „Gelobet seist du, Herr, 
Gott, der du meinen Augen heute gegeben hast zu schaue» meinen 
Sohn sitzen aus meinem Thron." Seinen Sohn aber ermahnte 
er, daß er in allen Dingen die Gebote Gottes halten und das 
Reich mit Gerechtigkeit und Weisheit regieren solle. 
Nicht lange daraus wurde der Kaiser von einem Fieber 
befallen. Sofort enthielt er sich des Essens, wie er beim Fieber 
immer tat; er meinte nämlich, durch Hunger die Krankheit 
bezwingen oder doch lindern zu können. Aber zum Fieber kamen 
Seitenschmerzen und die Brustentzündung. Nun ließ sich Karl 
das heilige Abendmahl reichen und bereitete sich zum Sterben 
vor. Am siebenten Tage seiner Krankheit, am 28. Januar 814, 
starb er, nachdem er 46 Jahre König der Franken gewesen 
war und 14 Jahre die Kaiserkrone getragen hatte. 
In einer Grabkammer der Marienkirche zu Aachen wurde 
er bestattet. Man setzte ihn aus eineu vergoldeten Sessel, schmückte 
ihn mit der Krone uud dem Kaisermantel und umgürtete ihu 
mit dem Kaiserschwert. Auf feine Kniee legte man ein Evan- 
gelienbnch. Sein goldenes Scepter und sein goldener Schild
	        
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