Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

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31. Nürnberg und seine Kunst. 
in den geräumigen Häusern ber Nürnberger Hanbelsherren. Wie ein solches 
Hans etwa zur Dritte bes 16. Jahrhunberts ausgesehen hat, verrät bas 
Tucherhaus in ber Hirschelgasse. Es spricht von einem bieberen, schlichten 
Sinn, ber für bie innere Ausschmückung ber Wohnung ebenso rote für schöne 
Bauart ber Höfe bebacht war. Neuen, anerkennenswerten Anregungen gegen¬ 
über wohlgesinnt unb freibenfenb griff ber Nürnberger Patrizier gegen Altenb 
zu einem Folianten unb bemühte sich bie ernsten Worte ber Lutherschen 
Bibelübersetzung, bie Schriften Melanchthons unb Huttens zu stubieren. Die 
Reformationsbewegung fanb in Nürnberg eifrige Unterstützung unb starken 
Rückhalt. Mit begeisterten Worten sang Hans Sachs, ber teure Meister, von 
ber wittenbergischen Nachtigall. Seine Dichtungen, so frei unb ber6 sie auch 
ben heutigen Leser anmuten, übertreffen boch bie aller gleichzeitigen anberen 
beutfchen Poeten. Wenn feine Vorgänger, bie ehrsamen Meistersinger, 
mechanisch unb trocken gereimt hatten, schrieb er mit innerer Freube, in kraft¬ 
voller Sprache feine Schauspiele nieber. Dem Volke entstammt, bent Volke 
gern angehörend bars Hans Sachs ben Ruhm bes größten beutfchen Volks¬ 
dichters für sich ansprechen. Seine Nachfolger suchten sich eng an seine 
Spuren zu halten, um alfobalb in einen öden Nachahmerton zu verfallen. 
An Stelle ber bichtenben Angehörigen bes Volkes trat der Dilettantismus ber 
Vornehmen. 
Unterdessen waren mehrere große Neubauten im Stil ber beutfchen Hoch¬ 
renaissance entstauben. Das stattliche Haus bes reichen Martin Peller am 
Egibienplatz erweckt mit seiner roohlerhaltenen Fasfabe und dem stimmungs¬ 
vollen Hofe die Erinnerung an die Jahre vor dem Beginn des Dreißigjährigen 
Krieges. Man glaubt die rauschenden Geroänder vornehmer Patrizier innen, 
den schweren Schritt würbevoller Kaufleute unb Ratsherren zu vernehmen. 
Damals empfing auch bie Westfront bes Nürnberger Rathauses seine jetzige 
äußere Gestalt. Währenb vier verschobener Epochen würbe baran gearbeitet. 
Zu bewunbern bleibt, baß trotz ber Enge ber umgebenben Gassen unb Häuser, 
obwohl schon zu Baumeister Beheims Zeiten von einem Flickroerk gesprochen 
würbe, ein zweckbienlicher Gebäubekomplex entstauben ist. Die erwähnte 
Westfront, ganz im Stil der italienischen Spätrenaisfance, haben die Brüder 
Wolf hergestellt, während Jamnitzer und Kern die Verzierungen in Auftrag 
erhielten. Leider konnte infolge der schlechten Finanzlage der Stadt der Plan 
auch die Ost- und Sübfeite einheitlich anzuschließen nicht ausgeführt werben. 
Die Bebürfniffe ber Neuzeit haben weitere Umbauten in ben Jahren 1888/89 
unb bie Aufführung eines monumentalen Neubaues veranlaßt. Im Erbgeschos; 
liegt ber große Rathaussaal, mit Reliefs unb Fresken geschmückt, welch letztere 
nach Dürers Angabe von mehreren Schülern gemalt würben. Der ehrtoürbige 
Saal, in welchem bie kampfsrohe Jngenb sogar Turniere veranstaltete, hat 
manche bebeutsame Feier gesehen. Aber nur wenige konnten wohl an Pracht 
unb Aufwaub bem Festmahl sich vergleichen, welches nach Beenbiguug bes
	        
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