32. Die K. Hof- und Staatsbibliothek in München.
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Dreißigjährigen Krieges den Gesandten anläßlich des Abschlusses des Westfälischen
Friedens am 25. September 1649 gegeben worden ist.
Die Wunden, welche der lange Krieg geschlagen, verheilten nicht. Der
Wohlstand der schwer geschädigten Stadt sank mehr und mehr. Die Sorge
um den Verdienst hinderte hier wie überall in deutschen Landen das Aufbrechen
einer verheißungsvollen Blüte neuer Kultur und neuer Kunst. Vereinzelte
Ausnahmen blieben ohne Einfluß auf die Gesamtheit. Die Gelehrsamkeit zog
sich auf die Hochschulen nach Altdorf und später nach Erlangen zurück, wo
sie im Staub dogmatischer Lehren ein pedantisches Dasein führte. Im Laufe
des ganzen 18. Jahrhunderts ging Nürnberg langsam einem völligen Verfall
entgegen. Im Jahre 1806 verlor die Stadt auch ihre politische Selbständig¬
keit; sie gelangte unter die Herrschaft des neugeschaffenen bayerischen Königreichs.
Seitdem hat die Entwicklung der Stadt andere Bahnen eingeschlagen
als ein halbes Jahrtausend zuvor. Wohl sucht ein kleiner Kreis alteingesessener
Familien das Möglichste zu tun um den künstlerischen Lorbeer der Vergangenheit
wieder zu gewinnen. Die Gründung des Germanischen National¬
museums im Jahre 1852, vor allem die Errichtung des Bayerischen
Gewerbemuseums sollten Marksteine bilden für eine künftige Besserung,
deren schwache, aber lediglich durch fremdes Verdieuft und die begeisterte
Initiative weniger Männer hervorgerufene Anzeichen nunmehr deutlich zu
verspüren siud. Weit wichtiger war freilich die Eröffnung der ersten deutschen
Eisenbahn, der Ludwigsbahn von Nürnberg nach Fürth (1835). Sie bedeutete
ein glückliches Vorzeichen für die neuen Ziele, denen das Nürnberg des
19. Jahrhunderts erfolgreich zugestrebt hat. Aus der großen Kunststadt ist
die große Industriestadt geworden.
32. Die k. Hof- und Staatsbibliothek in München.
Von Georg Leidinger.*)
Unter die bleibenden Verdienste, die sich Herzog Albrecht V. von Bayern
um sein Land und seine Residenzstadt erworben hat, gehört die Gründung der
unschätzbaren Büchersammlung in München, die heute unter dem Namen
„K. Hos- und Staatsbibliothek" zu den wichtigsten Bibliotheken der Welt
zählt. In ihr besitzt der kleine Staat Bayern eine Sammlung, auf die er
anderen, größeren Staaten gegenüber, deren Büchersammlungen nicht an die
f einige hinreichen, mit vollem Recht stolz sein kann.
Don Tausenden das geistige Vermächtnis
An Schätzen aller Art,
Es liegt da aufbewahrt
Zum Frommen uns, den Gebern zum Gedächtnis.
Man ist darin einig, daß Albrecht V. durch feine Kunstsammlungen den
ersten Grund zu Münchens Bedeutung als Kunststadt gelegt hat; ebenso sicher
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