33. Der Trifels.
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goldenen Handschuhe, das Schwert des großen Karl, die Albe von weißem
Samt, die heilige Lanze und Dornenkrone des Herrn und andere Kleinodien
und Reliquien mehr, welche einige hier wohnende Mönche des nahen Klosters
Enßertal alljährlich dem zuströmenden Nolke [zeigten. Hier war auch die
Schatzkammer der Kaiser, wo der energische Heinrich VI. die sizilianische Erb¬
schaft nach Tankreds Tode niederlegte.
Über der Burgkapelle befand sich der prachtvolle Marmors aal, den
der alte Barbarossa erbauen ließ uud bewohute. Er ist im Verlause der
Zeiteu eingestürzt und die von den späteren Herzogen von Zweibrücken aus
dem Schutt genommenen Marmorplatten und Säulen wurden teils nach Ann-
weiler teils weiter verschleppt. — Daneben befindet sich der tiefe, feste Bruuuen-
turm am Burgtor. Sonst ist wenig mehr übrig als das hinter dem Tnrme
sich in die Felsen senkende Burgverlies, in welches man dnrch viereckige
Öffnungen von oben hinunterschant. Es erhält sein Licht einzig von oben
dnrch die vier mit Quadern ausgemauerten Löcher — ein schauerlicher Auf¬
enthalt. Mehr als dieses Kerkers bedarf es auch nicht um die Geschichte dieser
Kaiserburg in ihrem vollen Glanze vor uns erstehen und die Poesie der alten
Zeit sich über sie breiten zu sehen.
Kaiser und Könige haben hier in ihrer Herrlichkeit gethront, Kaiser und
Könige ihr Eleud beweiut und im finstern Kerker geschmachtet. Der alte
Heinrich IV. saß aus der festen Burg seiner Väter, als der Bannfluch aus
ihm lastete, die Fürsten des Reiches vou ihm abfielen und der eigene Sohn
gegen ihn sich erhob. Niemand war ihm treu geblieben, niemand erbarmte
sich des greisen Herrschers als die Felsen und Mauern des Trifels, welche
ihn vor der Wut seiner Feinde schützten, — denn sie war „eine sehr starke
Feste", sagt schon der alte sächsische Chronist. — Adalbert von Saar-
brücken, Erzbischos von Mainz, büßte hier den Verrat gegen Kaiser und
Reich. Auch der Markgraf von der Lausitz, Wiprecht vou Groitz, der
tapfere Waffeugefährte des aufrührerischen Pfalzgrafen von Orlamünde fühlte
hier Kaiser Heinrichs V. Zorn.
Besonders aber bevölkerte des alten Rotbarts Sohn, der energische Hein¬
rich VL, die Verliese des Trifels. König Richard Löwenherz von England
wurde vou Leopold von Österreich (wegen Beschimpfung seiner Flagge auf den
Wallen von Ptolemais) auf der Heimreise vom Kreuzzuge gefangen genommen
und nach Dürrenstein an der Donau gebracht. Doch „nur ein Kaiser darf
einen König gefangen halten", sprach Heinrich VI. und führte den Ge¬
fangenen auf deu Trifels. Zehn Monate lang faß hier der löwenherzige
Held, fern seiner Liebe und seinem Volke. Vor eine Reichsversammlnng
gebracht verteidigte er sich gegen die Beschuldigungen seiner Feinde in einer
Weise, welche einen tiefen Eindruck auf den Kaiser machte, der ihn umarmte,
aber — dennoch nur gegen 150000 Mark Silber und gegen Stellung von
60 Geiseln losließ. — Manche Sage weiß noch heute im Volksmunde von