43. Kurfürst Maximilian I. als Dürersammler.
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genehm und er hat deswegen auch auf verschiedenen Bildern die kleinen
Donatorenfiguren zumalen lassen: so die auf dem Mittelstück des Paumgartner-
altars, die erst in neuerer Zeit wieder freigelegt wurden, und die der Beweinnng
Christi, die noch unter der Übermalung
verborgen sind. Und doch sind die von
Dürer gemalten Bildnisse, die heute mit
Recht so hochgeschätzt werden, unter
das Beste von allem zu rechnen, was
uns der große Meister hinterlassen hat.
Maximilian hat eben als echter Ver¬
treter des prunkliebenden Barocks, das
die reich ausgeschmückten Repräsentations¬
bildnisse liebte, an den so ganz schlichten,
äußerlich unscheinbaren Bildnissen der
gut bürgerlich gesinnten Zeitgenossen und
Freunde Dürers fein Wohlgefallen gehabt.
Das war eine durch den Geschmack seiner
Zeit zu erklärende und zu entschuldigende
Einseitigkeit. Die Privatsammluug des Kur¬
fürsten hat darunter gelitten. Die Samm¬
lungen der Wittelsbacher haben jedoch als
Ganzes nicht dadurch zu leiden gehabt;
denn im 19. Jahrhundert haben die
Nachfolger Maximilians, König Max I.
Josef und besonders Ludwig I., der ihm
als Kunstfreund geistig so nahe verwandt
war, die Lücke ergänzt. Sie haben die
großartige Kollektion der Porträts von
Dürers Hand angelegt, unter denen das
berühmte Selbstbildnis des Meisters das
bedeutendste ist. Diese alle aber hat
Ludwig I. mit der Maximilianischen Dürer¬
sammlung vereinigt und ihr so den wür¬
digen Abschluß gegeben. Sie hängen
nun mit den stolzen Resten des Schatzes,
ryvi ,.r. , Apostel Paulus und (Evangelist Markus,
Maximilian I. erworben hat, tu der Gemälde von Albrecht Dürer, ’/is verkleinert.
Alten Pinakothek. So ist das, was
wir heute in der schönen Galerie scheinbar zusammenhanglos in den
verschiedenen toälert verstreut sin den, in der Tat ein organisch gewachsenes
Ganzes. In einer durch die Jahrhunderte gehenden Tradition hat die Ver¬
gangenheit daran gearbeitet; möge es die Gegenwart im rechten und dank¬
baren Sinne genießen!