Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

43. Kurfürst Maximilian I. als Dürersammler. 
239 
genehm und er hat deswegen auch auf verschiedenen Bildern die kleinen 
Donatorenfiguren zumalen lassen: so die auf dem Mittelstück des Paumgartner- 
altars, die erst in neuerer Zeit wieder freigelegt wurden, und die der Beweinnng 
Christi, die noch unter der Übermalung 
verborgen sind. Und doch sind die von 
Dürer gemalten Bildnisse, die heute mit 
Recht so hochgeschätzt werden, unter 
das Beste von allem zu rechnen, was 
uns der große Meister hinterlassen hat. 
Maximilian hat eben als echter Ver¬ 
treter des prunkliebenden Barocks, das 
die reich ausgeschmückten Repräsentations¬ 
bildnisse liebte, an den so ganz schlichten, 
äußerlich unscheinbaren Bildnissen der 
gut bürgerlich gesinnten Zeitgenossen und 
Freunde Dürers fein Wohlgefallen gehabt. 
Das war eine durch den Geschmack seiner 
Zeit zu erklärende und zu entschuldigende 
Einseitigkeit. Die Privatsammluug des Kur¬ 
fürsten hat darunter gelitten. Die Samm¬ 
lungen der Wittelsbacher haben jedoch als 
Ganzes nicht dadurch zu leiden gehabt; 
denn im 19. Jahrhundert haben die 
Nachfolger Maximilians, König Max I. 
Josef und besonders Ludwig I., der ihm 
als Kunstfreund geistig so nahe verwandt 
war, die Lücke ergänzt. Sie haben die 
großartige Kollektion der Porträts von 
Dürers Hand angelegt, unter denen das 
berühmte Selbstbildnis des Meisters das 
bedeutendste ist. Diese alle aber hat 
Ludwig I. mit der Maximilianischen Dürer¬ 
sammlung vereinigt und ihr so den wür¬ 
digen Abschluß gegeben. Sie hängen 
nun mit den stolzen Resten des Schatzes, 
ryvi ,.r. , Apostel Paulus und (Evangelist Markus, 
Maximilian I. erworben hat, tu der Gemälde von Albrecht Dürer, ’/is verkleinert. 
Alten Pinakothek. So ist das, was 
wir heute in der schönen Galerie scheinbar zusammenhanglos in den 
verschiedenen toälert verstreut sin den, in der Tat ein organisch gewachsenes 
Ganzes. In einer durch die Jahrhunderte gehenden Tradition hat die Ver¬ 
gangenheit daran gearbeitet; möge es die Gegenwart im rechten und dank¬ 
baren Sinne genießen!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.