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Allgemeine
den) seyn, wenn die Sonne immer genau über dem Ae-
quator stünde. Sie tritt aber vom Aequator nordwärts
und südwärts herab, folglich kann jener Winkel nicht
immer ein rechter seyn, und die Erdachse muß gegen die
Sonnenbahn eine schiefe Lage haben. Diese Abweichung
des Winkels von einem rechten Winkel, beim äußersten
Abstande d^r Sonne vom Aequator, nennt man die
Schie fe oder Neigung derEkliptik, und sie be¬
trägt gegenwärtig (denn ste nimmt ab, wiewohl überaus
langsam), 234 Grad, oder ge nauer 23 Grad 28 Minuten.
Nimmt man nun an, daß die Erdkugel in beständig glei¬
cher schiefer Richtung um die Sonue laufe: so muß diese
während des Umlaufs der Erde nach und nach über alle
diejenigen O?rter der Erde senkrecht;» stehen kommen,
die so weit vom Aequator nordwärts und südwärts lie¬
gen, als die Schiefe der Ekliptik betragt. Und so iß es
wirklich, und dieser vortrefflichen Ordnung der Natur
haben wir den Wechsel der Jahrszeiten» d. i. die Be¬
wohnbarkeit des größten Theils der Erdoberfläche zu
danken. Die Zeit, welche die Erde auf ihrer Reise um
die Sonne zubrinat, betragt allemal genau 365 Tage,
6 Stunden, yMinuten, ri Sekunden; denn nach die¬
sem Zeiträume zeigt sich die Sonne wieder bei ebendem¬
selben Firsten, bei welchem sie zu Anfang deffelben stand,
aber nickt wieder genau an dem Anfangspunkte des er¬
sten Zeichens in der Ekliptik, weil unterdessen die Durch-
scknittspunkte des Aequators und der Ekliptik etwa um
50 Sekunden von Abend gegen Morgen vorgerückt sind,
woher es denn kommt, daß die Zeichen der Ekliptik mit
den Sternbilderi^des Thierkreises nicht zusammentref¬
fen, und daß die Sonne schon nach 365 Tagen, 5 Stun¬
den, 48 Minuten und 48 Sekunden wieder in den An¬
fangspunkt des Widders tritt, und für uns Ein Jahr
vollendet hat.