96. Vor fünfundzwanzig Jahren.
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sterbe, dann ist der König von seinen Leiden erlöst!" Etwas später richtete
er sich auf dem Lager in die Höhe und sprach mit fester Stimme: „Allen,
allen in München meinen Dank!" Nach Mitternacht erwachte er nochmals
aus der Betäubung und sagte: „Ein Uhr, und ich bin noch nicht tot!" Das
waren seine letzten Worte. Am nächsten Tage blieben seine Sinne umnachtet.
Noch einmal, als ihm am 29. Februar frühmorgens die letzte Ölung gereicht
wurde, schien er zur Besinnung zu gelangen, doch bald daraus um 8 Uhr
35 Minuten entschlief er ruhig — ohne Todeskampf. Tieferschüttert knieten
die beiden Söhne am Sterbelager.
Die Leiche wurde einbalsamiert; dann blieb sie, bis die mit der Abholung
nach München beauftragte Hofkommission unter Führung des Hofmarschalls
Freiherrn v. Laroche in Nizza eintraf, im Totenhause auf dem Paradebett
ausgestellt. Das Antlitz des Toten war nicht entstellt, sondern durch einen
rührenden Zug von Milde verschönt.
Am 6. März wurden die Exequieu mit solcher Pracht und unter so
lebhafter Beteiligung der Bevölkerung abgehalten, als gälte es einem Fürsteu
des Landes die letzte Ehre zu erweisen; der Re amante delle belle arti
genoß ja in ganz Italien einer großen Popularität. Kaiser Napoleon III.,
der schon während der Krankheit des Königs Beweise seiner Teilnahme gegeben
hatte, ließ sich bei der Trauerfeier durch seine persönlichen Adjutanten, General
Reille und Herzog von Elchingen, vertreten. Die gesamte Garnison von Nizza
wurde zur Spalierbildung ausgeboten; eine französische Fregatte, die eigens
von Toulon herübergekommen war, stellte sich gegenüber der Behausung des
Königs auf, hißte am Hauptmast die bayerische Flagge und gab, solange die
Exequien dauerten, Trauersalven. Um 10 Uhr wurde die Leiche vom Klerus
unter Führung des Bischofs von Nizza abgeholt; auf einem von acht Rappen
gezogenen Trauerwagen wurde sie unter dem Geläute aller Glocken nach dem
Dom gebracht, viele Offiziere, Beamte, Bürger und Fremde gingen in feier¬
lichem Zuge mit. Nachmittags brachte wieder ein prächtiger Kondukt beit
Sarg zum Bahnhof; eine große Menschenmenge gab auch dahin das Geleite.
Die Reise ging über Marseille, Lyon, Straßburg und Ulm; in allen größeren
Städten wurde die Köuigsleiche mit Trauermusik begrüßt und durch Kranz¬
spenden geehrt.
Längst hatte Ludwig für sein Begräbnis alle Anordnungen getroffen.
Seine sterblichen Überreste sollten an der Seite seiner Gemahlin Therese in
der mit schlichtem Marmorsarkophag geschmückten Grnst in der Basilika Bestattet,
an Stelle dev nach Altötting gebrachten Herzens sollte sein Trauring gelegt
werden.
Am 9. März setzte sich von der Hofkapelle aus der Leichenzug in Be¬
wegung; der Verstorbene selbst hatte den Weg vorgezeichnet, auf welchem er
als „stiller Mann" zur Gruft gebracht sein wollte. Ein königlicher Weg!
Der Tranerzng durchquerte die prächtige Ludwigstraße, welche ihre Anlage und-