Full text: Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen

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Stellung. Die Zunftmeister nahmen keinen wendischen Lehrling an. Wurde 
einem Wenden dennoch der Betrieb eines Handwerks gestattet, so mußte er 
sich als ungünstig durch das Beiwort „Wendt" kenntlich machen, z. B. Wendt- 
schmied, Wendtschlächter. Außerdem wurden die Wenden auf kleine, ungesunde, 
schmale Straßen beschränkt. 
3. Die Ritter. - Unter dem Adel erhielt sich das Wendentum am 
längsten. Erst allmählich verschwanden die alten wendischen Geschlechter 
neben den deutschen Rittern, welche in großer Zahl ins Land kamen und 
Lehen empfingen. Um seine Herkunft zu verbergen, vertauschte mancher 
wendische Ritter seinen Namen mit einem deutschen oder nannte sich nach 
seinem Gute oder Wappen. Während der Westen des Landes sich hauptsächlich 
mit Bauern bevölkerte, siedelten sich die deutschen Ritter vorwiegend im Osten 
an. Deshalb enthält noch heute der westliche Teil Mecklenburgs mehr Bauern, 
dörfer, der östliche mehr adlige Höfe. 
4. Das Land Stargard. — Das Land der Redarier, das heutige 
Mecklenburg-Strelitz, wurde nicht wie das Obotritenland von Westen aus, 
von den sächsischen Herzögen, sondern von Süden her, von den Branden¬ 
burgern, besiedelt. Das Land nahm den Namen Stargard nach der 
Burg gleichen Namens an. Die ersten Städte waren Friedland (1244) und 
Neubrandenburg (1248). An Klöstern war nur eins vorhanden, Broda. 
\10. Keinrich I., der Pilger. 1264—1302. 
1. Heinrichs I. Frömmigkeit. — Heinrich I. war ein Ururenkel Pribislavs. 
Schon bei Lebzeiten seines Vaters Johann, dessen frommen Sinn er geerbt 
hatte, unternahm er einen Kreuzzug gegen die heidnischen Litthauer und 
erwarb sich den Ruhm großer Tapferkeit. Zur Regierung gekommen, fühlte 
er seinen frommen Eifer durch zahlreiche Schenkungen an die Kirche und ihre 
Diener nicht befriedigt. Es war seines Herzens brennende Sehnsucht, nach 
Palästina zu pilgern und am Grabe des Heilands zu beten. 
2. Die Pilgerfahrt. — Im Jahre 1271 trat Heinrich, von seinem 
treuen Knappen Martin Bleyer begleitet, seine Wallfahrt an. Für die 
Zeit seiner Abwesenheit hatte er seiner Gemahlin Anastasia die Regierung 
übergeben und ihr zwei erprobte Männer, Dietrich von Oertzen und Heim) 
von Strahlendorf als Räte zur Seite gestellt. Bis Akkon ging die Reise 
glücklich von statten. Hier übergab der Fürst seine Kleinodien den deutschen 
Ordensrittern zur Aufbewahrung und strebte mit seinem Begleiter Jerusalem 
u. Es war ihm nicht beschieden, sein Ziel zu erreichen. 
3. Die Gefangenschaft. — Auf dem Wege von Akkon nach Jerusalem 
wurde der fromme Fürst samt seinem Begleiter von den Sarazenen gefangen 
genommen und nach Kairo gebracht; hier warf man beide in ein elendes 
Gefängnis. Martin Bleyer lernte Bysius- und Purpurtücher weben, um 
durch den Fleiß seiner Hände das harte Los des geliebten Fürsten zu mildern. 
Vergeblich wartete Anastasia aus die Rückkehr ihres Gemahls; 26 Jahre 
schmachtete dieser in der Gefangenschaft. Kein Mittel zu seiner Befreiung 
blieb unversucht; jede Aussicht auf Rettung schwand dahin. 
4. Die Heimkehr. — Erft als 1297 ein neuer Sultan den ägyptischen 
Thron bestieg, erlangte der fromme Dulder feine Freiheit wieder. Es war 
am Weihnachtsabend, als man ihm die Pforte seines Gefängnisses öffnete.
	        
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