Full text: Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen

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platten Landes verboten, Handel oder Handwerk zu treiben. — Die Adligen 
des Mittelalters waren ein rauhes und kriegerisches Geschlecht. Die Haupt- 
sachlichste Beschäftigung des Adels bildete das Waffenhandwerk. Die adligen 
Vasallen genügten ihrer Lehnspflicht durch Kriegsdienste zu Roß. Vielfach 
gebrauchten die Ritter ihre Waffen auch zu blutigen Fehden, Raub und 
Plünderung. Mecklenburg hatte besonders in der letzten Hälfte des 14. Jahr¬ 
hunderts schwer durch die Raubritter zu leiden. Am schlimmsten war es an 
der Südgrenze des Landes, wo die märkischen Ritter unter Anführung 
der Quitzows binnen drei Jahren 78 Raubzüge nach Mecklenburg unter« 
nahmen. Erst später wandte sich der Adel der Bewirtschaftung seiner Güter 
zu. Letztere waren nur klein; große Landgüter gab es vor dem 30 jährigen 
Kriege in Mecklenburg nicht. — Sehr zahlreich war im Mittelalter der 
Bauernstand. Die rechtliche Stellung der Bauern war je nach der Gegend 
verschieden. An vielen Orten waren die Bauern ihren Grundherren unter¬ 
tänig und zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Anderswo, z. B. im 
Bistum Ratzeburg, waren sie nahezu freie Herren, hatten auch eine eigne 
Gerichtsbarkeit, Jbie „Schulzengerichte", in denen der Dorfschulze den Vorsitz 
führte und Bauern die Schöffen waren. 
4. Die wendische Hansa. — Die Seestädte Rostock und Wismar 
bildeten seit 1281 mit Lübeck, Stralsund und Greifswald eine besondere Ab¬ 
teilung der Hansa, die „wendische Hansa". Ihre Blütezeit war das 
14. Jahrhundert. Der Wohlstand der wendischen Städte erreichte durch den 
Gewerbefleiß und die Unternehmungslust ihrer Bürger eine außerordentliche 
Höhe. Staunenswert war der Warenhandel, der mit Bier, Korn, Obst, 
Salz, Hopfen, gesalzenen Fischen, Leinen und Tuch getrieben wurde. In 
Rostock gab es 250 Brauer, von denen jeder über 1000 Tonnen Bier nach 
dem Norden verschiffte. Es gab für den See Handel zahlreiche Kaufmanns¬ 
gilden, von denen jede ihr besonderes Gelag hatte, in welchem die Zusammen- 
fünfte stattfanden. Man zahlte Schonenfahrer, Rigafahrer, Bergenfahrer rc. 
Die Rigafahrer hatten ihr Gelag in der Koßfelderstraße, die Schonenfahrer, 
die vornehmsten von allen, in der Bäckerstraße. Diese Gesellschaften waren 
zugleich kirchliche Brüderschaften und hatten ihren besonderen Meßaltar in 
der Marienkirche. Für den Land Handel wurde 1466 die „Landfahrer- 
Krämer-Kompagnie" gegründet, welche Kaufleute aus allen Ländern zu ihren 
Mitgliedern zählte. Die Zusammenkunft der Kaufleute geschah bald nach Er¬ 
öffnung der Schiffahrt um Pfingsten; auf diese Weise entstand der Rostocker 
Psingstmarkl. — In der Bürgerschaft unserer Hansestädte herrschten große 
Standesunterschiede. Den vornehmsten Stand bildeten die Patrizier oder 
Geschlechter. Diese waren meist Kaufleute und beanspruchten, daß nur 
aus ihrer Mitte der Rat gewählt werde, an dessen Spitze die Bürgermeister 
standen. Dieser Anspruch wurde ihnen von den Handwerkern, die sich in 
Zünften (Gilden) und Gewerken eng zusammenschlossen, streitig gemacht. Des¬ 
halb hallte es innerhalb der Mauern oft vom Klang der Waffen, die im 
blutigen Bürgerkriege gekreuzt wurden. So hetzte 1427 in Wismar der 
Wollenweber Klaus Jesup die Bürger gegen den Rat auf, und der Bürger¬ 
meister Johann Bantzkow wurde mit dem Ratsherrn Heinrich von Haren 
auf dem Marktplatze enthauptet. Trotz dieser inneren Kämpfe wucbs die Macht 
und das Ansehen der wendischen Städte nach außen. Einen hervorragenden 
Anteil nahmen Rostock und Wismar an den Versuchen, den König 
Albrecht III. aus der Gefangenschaft zu befreien. in welche er 1389
	        
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