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Volke ein rechter Landesvater zu sein. Von allen mecklenburgischen Regenten
erreichte Friedrich Franz I. das höchste Lebensalter. Am 24. April 1835
feierte er unter dem Jubel der Bevölkerung sein 50 jähriges Regierungs-
jubiläum. Am 1. Februar 1837 starb er. 81 Jahre alt, und wurde in der
Kirche zu Doberan beigesetzt. Sein Andenken ist noch heute im mecklen¬
burgischen Volke lebendig.
21. H»aut Friedrich. 1837—1842.
1. Paul Friedrich als Thronerbe. — Paul Friedrich wurde am 15. Sey«
tember 1800 als Sohn des Erbprinzen Friedrich Ludwig und der Gro߬
fürstin Helene Paulowna geboren. Im Alter von drei Jahren verlor er
seine Mutter; 1819 wurde er durch den Tod seines Vaters Erbgroßherzog.
1822 vermählte er sich mit der Prinzessin Alexandrine, der zweiten Tochter
des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise von Preußen. Das
hohe Paar nahm seinen Aufenthalt in Ludwigslust, wo es ein zurückgezogenes,
inniges Familienleben führte.
2. Paul Friedrich als Regent. — Im Jahre 1837 wurde Paul Fried«
rich durch den Tod seines Großvaters auf den Thron berufen. Sofort ver*
legte er seine Residenz nach Schwerin und ließ die Stadt durch zahlreiche
Bauten vergrößern und verschönern. Die Paulsstadt und der Paulsdamm
verdanken ihm ihre Entstehung und verewigen seinen Namen. Er verbesserte
die Rechtspflege, ließ 1839 die Landesstrafanstalt Dreibergen errichten und
1840 das höchste Gericht des Landes von Parchim nach Rostock verlegen.
1840 begründete er auch die Taubstummenanstalt zu Ludwigslust.^ Für
das Militärwesen besaß Paul Friedrich eine besonders lebhafte Neigung.
3. Paul Friedrichs Volkstümlichkeit. — Paul Friedrich war im hohen
Grade volkstümlich. Sein Antlitz war offen und vertrauenerweckend, sein
Wesen freundlich und mild. Er liebte es, mit seinem Volke zusammen zu
kommen und sich oft unerkannt unter dieses zu mischen. Jeder Untertan
hatte unmittelbaren Zutritt zu ihm; jeder gerechten Beschwerde verschafftest
Abhülfe, für jeden Hülfsbedürftigen hatte er ein mitfühlendes Herz und etne
offene Hand.
4. Paul Friedrichs Ende. — Nur fünf Jahre war es Paul Fnednch
befchieden, sich der Liebe und Verehrung fernes Volks zu erfreuen. Im
Februar 1842 erkältete er sich bei Gelegenheit einer Feuersbrunft, zu der er bei
kaltem Wetter in leichter Kleidung geeilt war. Am 5. März wurde der Erb-
großherzog Friedrich Franz von Bonn her ans Krankenlager des Vaters ge»
rufen. In dessen Gegenwart traf der hohe Kranke seine letztwilligen Ver¬
fügungen, darunter auch die, daß er in Schwerin beigesetzt sein wolle. Dann
empfing er das heilige Abendmahl, nahm zärtlichen Abschied von seiner Ge*
mahlin und segnete seine Kinder. Als die Nacht vom 6. auf den 7. März
sich ihrem Ende näherte, wünschte er noch einmal das Licht des Tages
zu sehen. Bei anbrechendem Morgen verschied er.
Die dankbaren Bewohner Schwerins errichteten dem zweiten Gründer
ihrer Stadt ein ehernes Standbild, welches im Jahre 1849 am 23. Februar,
dem Geburtstage der Großherzogin Alexandrine, feierlich enthüllt wurde.
Letztere überlebte ihren Gemahl um 50 Jahre. Sie starb am 21. April 1892.