Full text: Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen

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unb den Stauen und Sintern. In Nürtingen schleppt-., 
d,e Soldaten d,e 70jahrige W ,. w e des Herzogs Ludwig an 
den Haaren der Stadt tzernnt; inSindelf in g - „ wurde 
cm Weib aus dem Marktplatz lebendig gebraten, und inWaib. 
1" 3,e ll | m“rijlen bie Bürger bis auf 145 ermordet. Was 
mcht rnrchs schwert umkam, starb an Hunger und Pest. \m 
gangen Lande stieg die N o t aufs höchste. Fleisch vom Schind- 
angcr wurde nicht verschmäht; Leichen holte man vom Galgen 
herunter und aß sie; Eltern ermordeten im Hunger ihre Kinder- 
nächsten Anverwandten wurde verhehlt, um ihre 
Zeichen verzehren zu können. Die Not führte zur Verschlech- 
öer Punzen; die Hirschgulden z. B. waren saunt 
oö Pfennig wert. 
Bei all dem Jammer und Elend des Volkes lebte Herzog 
Eberhard m Straßburg leichtsinnig und in Freuden. Sein 
ganzes Land war österreichisch geworden, nur die Feste Hohentwiel 
hatte sich behauptet. Der Mann, welcher sie verteidigte, hieß 
Konrad Widerhold. 
Äonrad Widerhold, geboren in Sie gen ha in in Hessen, trat 
1619 als 21 jähriger Jüngling in luürttembergische Dienste In 
kurzer Zeit schwang er sich vom „®ri Ilm eist er" zum Oberst¬ 
leutnant empor, urtb nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) 
machte ihn Eberhard gurrt Kommandanten der Festung Hohentwiel. 
Als solcher stellte er die verwahrloste Festung wieder her und hielt 
auf strenge Manneszucht unter seinen Leuten. Fünf Be¬ 
lagerungen des Feindes widerstand er mit Mut und Tapser'keü. 
Dte benachbarten Burgen Hohen krähen, Mägdeberg und 
5 t a u f f e n , die ihm gefährlich werden konnten, zerstörte er. Die 
a s s c n füllte er mit Gold und Silber, welches auf listige Weise 
dem Feinde abgenommen wurde. Für Kranke, Verwundete 
und A r m e hatte er stets ein offenes Herz. Auch den Herzog 
unterstützte er in seiner Geldnot. Sein Vermögen vermachte er 
studierenden, Armen, Kirchen und Schulen. Als der Herzog aus 
Ansinnen des Kaisers verlangte, den Hohentwiel an Österreich zu 
übergeben, weigerte sich Widerhold, dem herzoglichen Befehle nachzu¬ 
kommen, wohl wissend, daß Eberhard dazu gezwungen worden war. 
Erst 1654 gab der wackere Kommandant die Feste dem Herzog zurück 
und zwar viel fester und besser, als er sie übernommen hatte. Eber-
	        
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