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Sie Klöster, deren Vorsteher man Äbte und Äbti, -
sinnen nannte und deren Insassen M ö n ch e oder Tonnen
hießen, waren Pflanzschulen für christliche Erkenntnis und
christliches Leben und Stätten der Kunst und Wissenschaft, die
sich auch den Feld- und Weinbau angelegen sein ließen. Die
Zucht in den Klöstern war streng, wer aber fleißig und streb¬
sam war, der konnte es zu großer Weisheit und Kunstfertigkeit
bringen und hohe Ämter in Kirche und Staat erlangen.
Die ältesten Kirchen unseres Landes wurden gebaut in
L a u s s e n a. Neckar, H e i l b r o n n , Zazenhausen im
OA. Cannstatt, Z w i e f a l t e n d o r f im OA. Riedlingen,
W i l l m a n d i n g e n auf der Alb, S e e b u r g und T r n t l -
fingen im OA. Urach.
Die Frankenherrschaft lebt noch im Volke in der schönen
Sage von der heiligen R e g i s w i n d i s und der Wal-
drichskapelle fort.
Die Saflc von der heiligen Regiswiudis.
Graf Ernst vom Nordgau in Schwaben stand in Besonderer
Gunst seines Herrn und Königs Ludwigs des Frommen, der ihm
znm Beweise seiner Huld und Gnade den königlichen Hof zu Lausten
a. Neckar zu lebenslänglicher Nutznießung schenkte. Während Grar
Ernst dort Wohute, gebar feine Gattin Fridburg ein Töchterlein, da-Z
man Regifwindis nannte. Da aber einstens der Gras einen
seiner. Knechte wegen grober Versäumnis mit Ruten hart zücht'gen
ließ, ergrimmte darüber die Schwester des Knechts, welche Kind sw är -
scrin im Schlosse des Grasen war, und sann daraus, sich für die Uiiem
Bruder gegebenen Streiche zu rächen. Als daher Graf Ernst und
die Gräfin einmal auf Reisen waren, ersah sie die Gelegenheit, das
arme Kind in dem Neckar zu ertränken. Kaum hatte sie aber die
unselige Tat getan, so wnrde sie von Reue erfaßt und wollte sich
selbst in die Fluten stürzen. Herbeigekommene Dienstleute des Grafen
hinderten sie hieran und brachten sie in Gewahrsam. Das Kind aber
fand man am dritten Tage tot ans dem Wasser schwimmen, not
mit blühendem Gesicht, die Arme ausgestreckt, daß der Leib Die Form
des Kreuzes darstellte. Dies deutete man auf besondere Heiligkeit,
und Graf Ernst ließ sich deshalb bestimmen, über dem Grabe res
Kindes, welches über dem Fluß ans dem linken Ufer bestattet wurde,