Vorwort zur zweiten Auflage.
In der vorliegenden Neuauslage suchte ich den mir bekannt
gewordenen Wünschen und Forderungen nach Möglichkeit gerecht
zu werden. Es war das eine schwere Ausgabe, denn die Wünsche
gingen weit auseinander. Einen vielfach geäußerten Wunsch
glaube ich erfüllt zu haben: statt der srüher gebrauchten kurzen,
nur in Merksätzen und oft in Stichworten angedeuteten Dar¬
stellung eine möglichst geschlossene Erzählung zu geben. Daß die
Darstellung nicht von gleichmäßiger Ausführlichkeit sein durfte,
ist selbstverständlich.
Die wichtigeren Tatsachen der außerdeutschen Geschichte habe
ich bei passender Gelegenheit in die Darstellung ausgenommen.
Die französische Revolution und die Zeit der Napoleonischen
Weltherrschaft sind meines Erachtens so wichtige Begebenheiten,
daß sie etwas ausführlich dargestellt werden mußten.
Daß das Element des Persönlichen eine stärkere Betonung
als srüher gefunden hat, wird hoffentlich Billigung finden. Ab¬
weichend von den meisten Lehrbüchern ist mit der Darstellung
der deutschen Urgeschichte begonnen worden. Die Trennung der
ältesten deutschen Geschichte von der römischen Kaisergeschichte
ist trotz.der vielen Berührungen der Germanen mit den Römern
durchaus berechtigt. Denn die Geschichte beider miteinander zu
verflechten, wie es vielfach geschieht, würde nur dann am Platze
sein, wenn die Germanen alle im römischen Reiche aufgegangen
wären oder dort ihren Untergang gesunden hätten. Nun haben
aber mehrere Stämme ihre Heimat gar nicht verlassen oder doch
nur ihre Wohnsitze vorgeschoben. Und das sind gerade diejenigen,
auf denen die weitere Entwickelung des deutschen Volkstums be¬
ruht. Man entzieht daher der deutschen Geschichte ihre Grund¬
lage, wenn man, statt von dem Lande und Volke der Germanen
auszugehen, die älteste Geschichte unserer Vorfahren in der
römischen verschwinden läßt, ganz davon zu schweigen, daß da-