Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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beherrschte und auch die Krone Ungarns beanspruchte. Gegen diesen 
gewaltigen Kriegsmann richtete er nichts aus, aber der Tod machte ihn 
zum Erben des Landes, denn Wenzel starb und bald nach ihm sein 
einziger Sohn, ohne einen Erben zu hinterlassen. Nun legte Albrecht 
auf Böhmen und Mähren als erledigtes Reichslehen Beschlag und gab es 
seinem Sohne Rudolf. So, wie es schien, vom Glück begünstigt, ging er 
daran, den Wettinern auch Thüringen zu entreißen, das Albrecht der 
Entartete an König Adolf verkauft hatte. Aber au den jungen Mark¬ 
grafen Friedrich dem Freidigen und Diezmann fand er ent¬ 
schlossene Gegner. Sie vernichteten 1307 das königliche Heer, das 
der Feldhauptmann Heinrich von Nortenberg anführte, bei Lucka un¬ 
weit Altenburg. Das Land, welches unter den Quälereien der rohen, 
meist schwäbischen Soldaten furchtbar zu leiden gehabt hatte, atmete 
von neuern aus, und Friedrich der Freidige eroberte nach und nach 
so ziemlich das ganze wettinische Erbe, auch Meißen, wieder zurück. 
Die Schlacht bei Lucka war der Wendepunkt in dem Siegeslaufe 
Albrechts. Fast gleichzeitig ward ihm die Kunde, daß sein Sohn Rudolf, 
auf den er die größten Hoffnungen gegründet hatte, gestorben sei und daß 
die Böhmen sich selbst einen König erwählt hätten. So stand er plötz¬ 
lich vor einem großen Kriege mit Mitteldeutschland und Böhmen. 
Während er die Vorbereitungen dazu traf, erfüllte sich sein schreckliches 
Schicksal. Sein Neffe Johann, der Sohn seines früh verstorbenen 
Bruders Rudolf, machte sich Rechnung auf einen Teil des östreichischen 
Landes, weil der Vater Mitregent desselben gewesen war. Der König 
Albrecht aber ging auf feine Wünsche nicht ein, sondern vertröstete ihn 
immer aus die Zukunft. Dies erzeugte in Johann einen Haß, der end¬ 
lich in blutiger Rache Befriedigung suchte. Er wollte den Oheim er¬ 
morden. Zu seinem Verderben fand er Freunde, die ihm ihren Bei¬ 
stand zusicherten: Rudolf von der Wart, Walter von Eschenbach 
und Ulrich von der Balm. Wahrscheinlich glaubten die Verschworenen, 
daß die unzufriedenen Fürsten, besonders die tiefgekränkten Erzbischöfe am 
Rhein ihre That nachträglich gutheißen würden, Johann selbst trieb 
blinde Rachsucht unaufhaltsam zum Verbrechen. Als der König sich im 
Mai 1308 in der Schweiz aufhielt und an einem Nachmittage feiner 
Gemahlin entgegenreiten wollte, führte er den Racheplan aus. Während 
Albrecht bei Windifch über die Reuß setzte, drängte er sich mit feinen 
Helfern so dicht an ihn heran, daß er von dem übrigen Gefolge getrennt 
wurde. So kamen sie mit ihm allein am anderen Ufer an, hieben auf 
den nichts Böses Ahnenden ein und entflohen. König Albrecht starb in 
den Armen des Bischofs von Straßburg. Die königliche Witwe und 
ihre Kinder nahmen furchtbare Rache an den Angehörigen der Mörder.
	        
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