Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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dessen Generalvikar Johann von Pomuk ober Nepomuk in ber 
Molbau zu ertränken. Zuletzt zog er sich fast ganz von ben Geschäften 
zurück, ergab sich ber Jagb unb bem Truuke unb Vertrieb sich bie Zeit 
mit Hunben unb Günstlingen nieberer Herkunft. Daburch eittfrembetc 
er sich Abel unb Geistlichkeit, unb am Enbe dachten auch bie Kurfürsten 
daran, ihm die Krone zu nehmen. Im Jahre 1400 erhoben sie auf 
dem Kurfürstentage zu Oberlahnstein die nichtige Klage gegen ihn, 
daß er nichts für das Reich gethan habe, setzten ihn ab und wählten 
ein Mitglied ihres Kollegiums, Ruprecht von der Pfalz zum Könige. 
Dazu waren sie nicht berechtigt, und deshalb war es Wenzel nicht zu 
verdenken, daß er den Kampf um die Krone nicht scheute. Zehn Jahre 
hat er mit dem Gegenkönige gerungen, dann starb dieser 1410. 
10. Sigmund (1410—1437). 
Die Kurfürsten waren doch nun zu der Überzeugung gekommen, 
daß der, den sie zum König zu machen beabsichtigten, einem der mäch¬ 
tigsten Fürstenhäuser angehören müsse, wenn er überhaupt Anerkennung 
finden sollte. Sie wählten daher Sigmund, Wenzels Bruder, der 
nach dem Tode seines Schwiegervaters Ludwigs des Großen bereits 
das Erbe seiner Gemahlin angetreten hatte und König von Ungarn 
geworden war. Freilich alle Kurstimmen vereinigte er nicht auf sich, 
einige entschieden sich für feinen Vetter Jobst von Mähren, doch dieser 
sank schon im nächsten Jahre ins Grab. Auch König Wenzel wurde 
endlich dazu bewogen, seinem Bruder die unfruchtbare römische Königs¬ 
krone zu überlassen, er starb einige Jahre darauf in Prag (1419). 
Die Aussichten Sigmunds auf Vermehrung feiner Hausmacht 
waren sehr gute. Ungarn mit feinen Nebenländern gehörte ihm, 
Mähren fiel ihm nach Jobsts Tode zu, auch Böhmen nach Wenzels 
Tode, und feine einzige Tochter — Söhne hatte er nicht — vermählte 
er mit Herzog Albrecht von Östreich, um den reichen Besitz der Luxem¬ 
burger und Habsburger zu verschmelzen. Aber in der Reichsregieruug 
stieß er auf Schwierigkeiten, denen er nicht gewachsen war. Das 
päpstliche Schisma dauerte noch fort. Auf einem Konzil zu Pisa 
hatte man beide Päpste verworfen und einen neuen aufgestellt, aber 
bie Abgefetzten bankten nicht ab, und so gab es nun drei Päpste. 
Zu dieser äußeren kirchlichen Frage kam noch eine innere von höchster 
Bedeutung. In Böhmen, an der Universität Prag, lehrte ein beredter 
Theolog, Johann Hus aus Hussynecz, angeregt durch die Schriften 
des Engländers Johann Wiclef, daß dem Papste nicht die Macht 
gebühre, die er sich anmaße, daß Ohrenbeichte, Ablaß, Heiligenverehrung
	        
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