leben Gelbsack, jebe Rechnnng genau durchsehen. Euer Ebeln wissen,
daß der König oft auf Reisen ist, plötzlich, ohne daß jemand es
<thnt, auf dem Platze erscheint, und dann geht es los. Die Sol¬
daten müssen antreten, die Beamten Bücher und Kassen aus¬
machen, die Prediger ihre Listen vorlegen, die Schullehrer genau
berichten, wie es mit den Jungen steht. In Küstrin galt es, eine
Militärbesichtigung zu halten. In der Morgendämmerung fuhr
der König in die Stadt. Zehn Minuten darauf Alarm, Wirrwarr
und Spektakel; eine halbe Stunde später stand die ganze Be¬
satzung unter Gewehr. Als ich um sechs Uhr beim Exerzierplatz
am , Tore vorbeikutschierte, war der König noch zwischen den
Reihen der Soldaten und untersuchte jedes Mannes Uniform
genau bis auf den letzten Gamaschenknopf. Weil ich nun fürchtete,
Seine Majestät möchten mich in meiner schwarzen Amtstracht
als einen Beamten erkennen und ein Examen mit mir anstellen,
so trieb ich den Kutscher zur größten Eile an und kam glücklich davon.
In Neudamm hörte ich, daß der König um sieben Uhr seine Be¬
sichtigung der Soldaten beendet haben werde unb irgenb eine
anbere Stabt burch seinen Besuch erschrecken wolle."
Der Rat lächelte wieber. „Wir werben ja hören, wohin Seine
Majestät sich gewanbt haben," sagte er, „meist sinb es doch nur
Stellen, die einer Inspektion bedürfen." — „O nein, Ehren,"
erwiderte Glöckner, „der König macht keine Ausnahmen. Nach
seiner Anficht kann jeder Mensch ein Betrüger sein. Es kann jeder
an die Reihe kommen." — „Nun, wir werden ja sehen, wen die
königliche Revision treffen wird", rief Happelius. „Ah, da kommt
der Hammelbraten", setzte er schmunzelnd hinzu, als die Köchin
mit der großen, blau geblümten Schüssel erschien, auf welcher
der Braten dampfte.
3. In diesem Augenblick stürzte der Amtsdiener in den
Flur und rief: „Der König kommt!" Da donnerte schon mit
großem Gerassel ein Wagen die Gasse herab und hielt vor dem
Amtsgebäude. Die Flurtür wurde geöffnet, und die erschrockene
Tischgesellschaft sah den König nebst zwei Offizieren eintreten.
„Guten Tag!" rief der König, feinen Hut lüftend, „da wären
wir ja — gerade zur rechten Zeit! Potztausend, es riecht gut —
hm — Hammelbraten mit Rüben — die Hand her, lieber Rat,
ich bin wahrhaftig recht hungrig. Geb' Er mir zu essen, Happelius!"
Er nahm fofort am Tische Platz. „Frau Rätin," fuhr er fort,