Full text: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen (Kursus 1)

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Ernsts und Alberts getrennt regiert worden. Durch jette Theilung 
entstanden demnach zwei sächsische Fürstenfamilien oder Linien: Die 
ernestittische (— die Nachkommen des Ernst) und die albertinische 
(— die Nachkommen des Albert). Beide bestehen heute noch. 
XIV. 
Wa.rmilian I. 
1. Nach Kaiser Siegismuuds Tode haben zwei Männer auf dem 
deutschen Throne gesessen, die für Deutschland wenig oder nichts gethan 
haben. Der eine, Albrecht II., konnte nichts thun; denn er war wohl 
ein tapferer und edelgesinnter Fürst, aber er regierte kürzere Zeit als 
irgend ein andrer deutscher König; nach zwei Jahren starb er schon. 
Und der andre, Friedrich III., der länger als irgend ein andrer König 
die Krone getragen hat, mochte nichts thun; er war zu schwach und 
träge und ließ die Dinge gehen, wie sie wollten; man Pflegt darum von 
ihm zu sagen, er habe 53 Jahre lang auf dem Throne „geschlafen". — 
Unter feiner Regierung that aber ein andrer etwas, das der Mit- und 
Nachwelt zum größten Segen gereichte: Johann Gutenberg ans 
Mainz erfand um das Jahr 1450 die Buchdruckerkunft. 
Früher gab es nur geschriebene Bücher; meist waren es die 
Mönche, die sich in ihrer stillen Klosterzelle mit der Herstellung derselben 
befaßten. Das kostete aber gewaltig viel Zeit und Mühe; darum 
waren die Bücher sehr theuer, so daß nur reiche Leute sie kaufen konnten. 
Da kam Gutenberg auf den Gedanken, die Buchstaben einzeln auf 
kleine Holzstäbchäi auszuschneiden, diese zu Wörtern und Zeilen zusam¬ 
menzusetzen, bis eine Seite gefüllt war, sie mit Farbe zu überstreichen 
und auf einem Blatte abzudrücken. Dieses Abdrücken konnte man mit 
derselben Seite natürlich so oft wiederholen, als man wollte; man 
brauchte eben nur die zusammengesetzten Buchstaben mit neuer Farbe 
zu bestreichen und ein neues Blatt darunter zu legen. War der Ab¬ 
druck erfolgt, so konnten die Buchstaben wieder auseinander genommen 
und zu einer neuen Seite zusammengesetzt werden, und das konnte so 
oft geschehen, bis sie abgenutzt waren. Später fertigte man die Buch¬ 
staben , um sie haltbarer und so zu längerem Gebrauch geschickt zu 
machen, aus Metall; man erfand eine bessere Druckerschwärze; man lernte 
aus Leinwand Papier Bereiten; so wurde die neue Kunst immer mehr 
vervollkommnet, und die Bücher wurden nun allmählich so billig, daß 
auch der gewöhnliche Mann sie kaufen und aus ihnen Bildung und Be¬ 
lehrung schöpfen konnte. 
2. Nach dem Tode Friedrichs III. bestieg sein Sohn Marmilian I. 
den deutschen Kaiserthron; er regierte von 1493—1519. Voll 
Hoffnung und Vertrauen richteten sich alle Augen auf ihn, der dem 
Vater so ganz und gar unähnlich war. Ihn zierten alle die Tugen¬ 
den, die früher als Schmuck eines ächten Ritters gegolten hatten : 
Tapferkeit und Muth, Edelsinn und Treue, Liebe zu Kunst
	        
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