Full text: Bilder aus dem Weltkrieg (Teil 1)

Heiteres von den Nusien in Ostpreußen. 125 
Qualm setzte die Russen in Verwirrung. Die übrigen Eindringlinge er¬ 
brachen während der Zeit die Kassen in Laden und Wohnung und entnahmen 
etwa 50 Rubel und über 100 Mark, die sie gleich unter sich verteilten. 
In dem Augenblicke krachten auch schon Schüsse, denn unsere braven 
Truppen waren da. Die Russen dürften mit ihrer Beute nicht weit ge¬ 
kommen sein. Sie sind entweder gefallen oder gefangen genommen. 
Nach „Tilsit. Ztg." 
5. Wie die Russen „bar" bezahlten. 
Als der Kreis Oletzko in den Händen der Russen war, begegnete der 
Verwalter eines großen Gutes einer von einem höheren Offizier geführten 
Schar Russen in der Nähe von Polommen. Der Verwalter ritt ein wert¬ 
volles Pferd, das mit gutem Sattel und Zaumzeug ausgerüstet war. Der 
Offizier erklärte dem Verwalter, daß er das Pferd gebrauche. „Aber," fügte 
er hinzu, „die Russen wären nicht so, wie man sie schilderte; was sie nähmen, 
das bezahlten sie auch, ein Rauben und Stehlen gebe es nicht." Damit 
reichte er dem Verwalter — einen Rubel und setzte sich in Besitz des ge¬ 
sattelten Pferdes. Wohl oder übel mußte der Verwalter auf den merkwürdigen 
„Kauf" eingehen. Als er den Rubel in Ruhe besah, merkte er, daß das 
Silberstück aus dem 18. Jahrhundert stammte und somit überhaupt keinen 
Wert mehr hatte. ',Mg. Allg. Ztg." 
6. Hunger ist der beste Vermittler. 
Aus einem Feldpostbrief. 
Bei einem Kampfe im Osten wurde ein deutscher Unteroffizier von einer 
russischen Patrouille gefangen genommen. Einer von den Russen konnte 
deutsch, und daher sagte der Unteroffizier zu ihm: „Kamerad, laß mich 
laufen, ich geb' dir eine Mark!" — „Mach' ich nicht." — „Ich geb' dir 
zwei!" — „Mach' ich nicht." — „Ich geb' dir drei!" — „Mach' ich nicht." 
— „Nun, wieviel willst du eigentlich haben?" — „Kamerad," erwiderte der 
Russe, „ich will dir was sagen: Nimm du mich mit! Ich gebe dir noch drei 
Mark zu, seit fünf Tagen habe ich nichts gegessen." — Der Russe gab sich 
gefangen und kam mit. 
* * 
*' 
Eines Nachmittages ging ein Mann vom Jäger-Regiment ohne Waffe zu 
den Russen hinüber. Kurz vor ihren Schützengräben winkte er mit einem 
weißen Tuche zum Zeichen, daß er in friedlicher Absicht komme. Dann sagte 
er auf russisch zu dem nächsten Gegner: „Kamerad, komm' zu den Deutschen, 
du bekommst eine Mark, Brot und Zigarren!" Der Russe antwortete: „Einen 
Augenblick!" Schnell verschwand er, kehrte aber nach fünf Minuten mit 
einem Unteroffizier und 22 Mann wieder. 
Der Jäger ließ von vier Mann ihre Waffen holen und kam dann mit 
den 24 Mann gemütlich anspaziert. „ ff ^ „
	        
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