Full text: Bilder aus dem Weltkrieg (Teil 1)

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Im Backofen. 
dürftig zu säubern. Aber man hatte doch ein festes Dach über dem Kopf. 
Die Freude dauerte aber nicht lange. Bald mußten sich unsere Truppen wieder 
zurückziehen, und da sich ein weiterer Aufenthalt im Walde durch die emp¬ 
findlich kalten Nächte von selbst verbot, verließ auch die Försterfamilie ihre 
Heimat, um nach dem Westen zu flüchten. 
Dr. Frih Skowronnek, „Hindenburg, der Befreier des Deutschen Ostens". 
Meidingers Iugendschnsten-Verlag. Berlin W 66. 
18. Im Backofen. 
Wo birgt man sich, wenn die Granaten rechts und links krachend 
niederschlagen? — Im Keller!, Aber die meisten Häuser auf dem Lande 
und in den kleinen Städten haben keinen Keller. Man muß irgend ein Ver¬ 
steck in der mütterlichen Erde suchen. Die schützt am besten ihre Kinder, die 
sie trägt. 
Der mit Rasen bedeckte Dorfsbackofen zu Soltmahnen im Kreise Anger¬ 
burg war daher die Auflucht für den Schulzen Blank und die anderen wenigen 
Einwohner, die während des ersten Russeneinfalls zurückgeblieben waren, 
als am 10. September 1914 die deutsche Artillerie ein heftiges Granat¬ 
feuer auf die im Dorfe liegenden Russen eröffnete. Dieser alte Backofen, 
den die Bewohner des Dorfes seit Menschengedenken gemeinsam zum Brot¬ 
backen benutzten, lag versteckt und war bombensicher, auch so geräumig, daß 
mehrere Personen darin Platz finden konnten. 
Blank war froh, als er mit seiner kleinen Gemeinde dort Unterschlupf 
gefunden hatte. Nun konnten so viele Granaten ringsum platzen, als da 
wollten. Er und die Seinen waren gerettet! Doch seine Freude war nicht 
von langer Dauer. Bald kam eine Anzahl russischer Offiziere, die sich auch 
diese Zuflucht zur Rettung ihres Lebens erwählt hatten. Sie verlangten, 
daß Blank mit den Seinen den Ofen sofort räumen solle. Er sträubte sich 
und berief sich auf sein gutes Besitzrecht. Doch als die Russen nach ihren 
Revolvern griffen und mit ihren Säbeln rasselten, blieb ihm nichts anderes 
übrig, als der Gewalt zu weichen. 
Nun schlich er sich schnell dahin, von wo die Granaten geflogen kamen. 
Jenseits des Sees stand die deutsche Artillerie. Hier meldete er dem Haupt¬ 
mann sein Erlebnis. Bald, nachdem die Abenddämmerung hereingebrochen 
war, hatte Blank die Freude, eine Abteilung deutscher Soldaten nach jenem 
Backofen zu führen. Hier fanden sie die russischen Offiziere bei einem frohen 
Trinkgelage. Sie hatten sich aus dem gegenüberliegenden Laden des Gastwirts 
Kapas Sekt geholt und zechten tapfer, bis die Preußen mit vorgehaltenen 
Bajonetten vor ihnen standen. Das ganze Trinkernest wurde ausgehoben und 
in die Gefangenschaft geführt. 
Ostpreußische Kriegserlebnisse"von Superintendent Braun.*) 
-) §um^Besten des Kinderkrüppelheims. Druck und Verlag der Krüppellehranstalt 
Angerburg i. Ostpr.
	        
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