Full text: Bilder aus dem Weltkrieg (Teil 1)

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Bilder aus der Winterschlacht in Masuren. 
Die feindliche Artillerie schoß nur noch wenig, und so haben wir ziemlich 
unbehelligt unsere Stellungen erreicht. Ganz überrascht war ich, als es hieß: 
schwärmen und einrücken. Ich hatte geglaubt, wir werden durch längere Lauf¬ 
gräben die Schützengräben besetzen, so daß uns der Gegner nicht bemerken 
würde. Es war gut, daß die Russen nur vereinzelt schossen, sonst wären wohl 
nicht viele in den Graben gekommen. 
Nachdem die alte Besatzung abgezogen, mußten wir noch 150 Meter 
weiter vor und einen neuen Graben besetzen und weiter ausbauen, welcher 
wohl einige Tage vorher ausgeworfen worden war. 
Wir vervollkommneten die Seitenschutzwehren, errichteten Schießscharten 
und bekamen so eine ganz gute, feste Stellung. Diese Arbeit wurde unter 
dem Feuer der Russen ausgeführt. Diese mußten wohl durch Leuchtkugeln, 
die alles beleuchteten, bemerkt haben, was bei uns vorging. Daher wurde 
ihr Feuer gegen Morgen so stark, daß die Schanzarbeiten eingestellt werden 
mußten. i ! • - 
Ich setzte mich in meine Ecke und versuchte ein wenig zu schlummern. 
Aber vergebens. Der Boden, auf dem ich lag, war feucht vom durchsickernden 
Grundwasser. Ich setzte mich nun auf meinen Tornister und legte mir unter 
die kalten, durchnäßten Füße eine Handvoll zusammengerafftes Stroh und 
versuchte so, an die kalte, nasse Erdwand gelehnt, zu schlafen. 
Durch die Anstrengungen ist der Körper dermaßen erschlafft, daß man 
auch in der unbequemsten Lage einnickt. So ging es auch mir. Ich träumte, 
ich wäre zu Hause, und konnte gar nicht begreifen, daß, als ich plötzlich ge¬ 
weckt wurde, ich mich hier im Schützengraben befand. Nun stand ich auf, 
die Glieder steif, frierend am ganzen Körper; denn ich hatte eine Stunde 
Lauschposten. 
Durch eine Schießscharte mußte ich die Stellung der Russen beobachten. 
Frierend stehe und lausche ich. Langsam fängt es an zu schneien. Mich 
schüttelt's. Ich hülle mich in meine Zeltbahn und setze mich wieder in meine 
Ecke, weil meine Stunde um ist. 
Das Feuer der Russen wird stark. Einige von uns schossen. Dadurch 
haben die Russen bemerkt, daß unser neuer Graben besetzt ist. Sie liegen 
700 bis 800 Meter von uns entfernt. Mit bloßen Augen kann man nichts 
von ihnen entdecken. Unheimlich wird ihr Feuer. Nur zu oft pfeifen die Ge¬ 
schosse durch unsere Schießscharten. 
Frierend gehe ich zu einem befreundeten Kameraden. Er hat eine etwas 
günstigere Ecke und sich mit noch einem Kameraden einen kleinen Zeltunterstand * 
errichtet Wir drängen uns dicht zusammen. Der Schnee hat alles mit einer 
weißen Decke belegt. Aucft über uns hat er ein dünnes Leichentuch gebreitet. 
Wir frieren. Trotzdem versuchen wir, etwas einzunicken. Aber die Russen 
lassen uns keine Ruhe. Infanterie und Artillerie feuern sehr lebhaft. Es 
ist wie in einem Höllenkessel: ein unheimliches Sausen, Zischen, Pfeifen und 
Krachen. Langsam schleichen die Minuten und Viertelstunden dahin. 
Plötzlich ein Gerenne und Lärm in unserem Graben. Alles an die Ge-
	        
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