Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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wenig Geld schnell und sicher nach allen Himmelsgegenden, nach den 
entlegensten Ländern und Orten. Unzählige Menschen wechseln wegen 
irgendeines Vorteils den Aufenthaltsort oder machen zur Belehrung 
ober zum Vergnügen große Reisen. Auswanderer versuchen in 
fernen Ländern ihr Glück. Ruf den Eisenbahnen und Dampfschiffen 
befördert die p o st Briefe und Pakete über die ganze bewohnte Erde 
in kurzer Frist gegen geringe Gebühr, was man in dem einen Lande 
bedarf, wird oft in dem andern, gar jenseits des Meeres durch den 
Telegraphen bestellt. In Deutschland essen wir Korn aus Rußland, 
aus Indien, aus Amerika; bauen wir Häuser aus amerikanischem 
und schwedischem holze; brennen wir zum Teil englische Steinkohlen. 
Unsere Erzeugnisse gehen dafür in alle Welt. Niemand webt mehr im 
Hause Tuch oder Leinwand, sondern was wir zur Kleidung und Haus* 
einrichtung brauchen, wird massenweise in Fabriken hergestellt, 
wohlfeiler und schöner als es die geschickteste Hand eines einzelnen 
könnte. Die einfachste Wohnung enthält Hausrat, der noch vor hun¬ 
dert Jahren ein ausschließliches Vorrecht des Reichen war. 
2. Gewerbe und Handel. Besser und billiger als Menschen« 
Kraft arbeitet also die Maschine. Um sie herum, zu ihrer Leitung und 
Bedienung, sammelten sich in den Fabriken die früher in einzelnen 
Werkstätten zerstreuten Meister, Gesellen und Lehrlinge. DasFabriK- 
wesen kam zu ungeahnter Blüte und oft wuchsen um die Dampf* 
Schornsteine unb Hochöfen herum ausgedehnte Ortschaften, wie z. B* 
in Essen um die Kruppsche Geschützgießerei. Der schnelle und hohe 
Verdienst in den Fabriken lockte auch viele Leute vom Lande in die 
Städte. Sie gaben die landwirtschaftliche Tätigkeit auf, später dabei 
durch das Recht ber Freizügigkeit begünstigt. Daburch entstaub Mangel 
an Arbeitskräften auf bem Laube, so baß bie Gutsbesitzer, besonbers tn 
den Industriebezirken, gezwungen wurden, Landarbeiter mit hohen 
Löhnen aus andern Gegenben heranzuziehen (Sachsengänger). t)ie 
ungeheure (Erzeugung ber Fabrikwaren unb ihr oft schwankender Ab¬ 
satz verursachten mitunter starke Preisverringerungen. Daburch sahen 
sich bie Fabrikbesitzer gezwungen, auch bie Löhne ihrer Arbeiter herab¬ 
zusetzen. Diese wieder stellten zu gewinnbringender Zeit ihrerseits er¬ 
höhte Forderungen und legten, um einen Zwang auszuüben, woh 
in ganzen Scharen an einem Tage die Arbeit nieder, sie streikte n. 
Dann mußten die Fabriken stillstehen ober konnten boch wenige 
leisten, als nötig war. Reiche Leute würben häufig Mitbesitzer bes 
Fabriken (Aktionäre) unb getoannnen als solche Reichtümer, ohnc
	        
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