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man ein Stück holz in die höhe hob — weggeschossen mar’s." Neuer
Kanonendonner erschallt: die Sachsen sind von der andern Seite nahe
an St. Privat herangekommen, hundertundfünfzig Geschütze speien
Tod und Vernichtung in das Dorf; viele Häuser stehen in Flammen
oder stürzen unter den einschlagenden Granaten zusammen, in den
Trümmern ihre Verteidiger begrabend. Und nun kommt der letzte
Hitsturm: die Trommeln wirbeln, der Best von Kraft wird darangesetzt
Sachsen und Preußen dringen von allen Seiten in das brennende
Dorf, man sieht das Weiße in des Feindes Rüge, ein wildes Hand¬
gemenge Mann an HTann, und die Franzosen fliehen.
5. ITioUfte und die Pommern. Unterdessen wogte un¬
entschieden noch der Kampf auf dem andern Flügel der 10 km langen
Schlachtlinie bei Gravelotte. Dort befand sich König Wilhelm selbst
und neben ihm der General von ItToItfee. Die Dunkelheit nahte; da
machten die Franzosen noch einen gewaltigen Vorstoß. Die Preußen
gerieten ins Wanken. Mit Spannung schaute der greise Moltke nach
Südosten, wo ein frisches Armeekorps im Anrücken war. (Es sind die
Pommern, die seit morgens 2 Uhr ununterbrochen marschiert waren,
begierig noch an den Feind zu kommen. (Endlich sind sie da, zur ge¬
fährlichsten Stunde. Sogleich reitet ihnen Moltke entgegen. „Nun
vorwärts, wackere Pommern!" ruft er, zieht seinen Degen und spreng*
allen voran gegen den Feind. Durch die tiefen Kolonnen geht ein viel¬
tausendstimmiges hurra! Moltke führt uns! Hlle Müdigkeit ij: ver¬
gessen, vorwärts geht's! — Hn einer Gartenmauer sitzt König Wilhelm
auf einer Leiter, die über einen toten Schimmel gelegt ist. Neben ihn1
stehen Bismarck und Roott, alle besorgt um das Schicksal des Tages.
Da — endlich erscheint Moltke: „Majestät," ruft er, „wir haben ge*
siegt; der Feind ist aus allen Stellungen geworfen."
6. Die Hofe von Gorze. Die Kämpfe um Metz gehören 3U
den größten Kriegstaten aller Zeiten. Die Weisheit des Königs und
seiner Heerführer, der Heldenmut der (Offiziere und Mannschaften, die
Selbstüberwindung beim Ertragen von Beschwerden, Hunger und Durst,
die Hingabe von Gesundheit und Leben — all diese edelsten Mannes¬
tugenden führten das deutsche Heer zum Siege. 41000 Tote und Ver¬
wundete hat es in drei Schlachten um Metz verloren. Die Überleben5
den begruben in tiefer Wehmut ihre toten Kameraden, bereit von
neuem für das Vaterland in Kampf und Tod zu gehen. Die Ver¬
wundeten aber vergaßen auch in ihren Schmerzen nicht die Freude ,
des Sieges. (Ein Offizier lag in einem Feldlazarett m dem Dorfe Gorze.