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des teuren Mannes nicht folgte. (Es erschienen zu dieser Zeit in
XDorms Abgesandte vom Hunnenkönig Etzel, der fern in Ungarn an
der Donau seinen Königssitz hatte und von dort aus all die weiten
Länder beherrschte, die er mit seinen unwiderstehlichen Scharen unter¬
worfen hatte. Den besten ITTann seines Reiches, Herrn Rüdeger
von Bechlaren, hatte er mit stattlichern (Befolge entsandt, wahr¬
lich, es mußte wohl etwas wichtiges sein, was er den Burgunder! 3U
melden hatte. Hagen, der weitgereiste, der in seiner Jugend als Geisel
im Hunnenland gelebt hatte, erkannte sofort die Fremden, begrüßte
Herrn Rübeger mit Freuden und sagte seinem Herrn die Mär. Dcr
verwunderte sich schier über den Besuch aus so fernen Landen und
entbot alsbald den edlen Markgrafen zu sich. Freundlich hieß er ihn
willkommen und fragte nach feinern Auftrag. Da erhob sich Rübeger
und sprach: „König Etzel hat uns hierher gesandt und entbietet Euch
seinen Gruß. Großes Herzeleid ist ihm und seinem Lande widerfahren,
denn die treffliche Königin Hel che ist aus dem Leben geschieden. Ein¬
sam trauert nun der König und mit ihm das verwaiste Volk, dein
Frau helche eine gütige Mutter war. Da nun die Kunde zu uns g*#
drungen ist, daß der herrliche Siegfried gestorben und Frau KrieW#
Hilde Wittib geworden ist, so soll ich für meinen Herrn um sie werben
und ihren willen erkunden, ob sie im Hunnenlande Krone tragen
mag." Mit Freuden erwiderte Günther: „Wohl mir der großen Ehre!
nimmer werde ich (Eurem Könige ihre Hand weigern, wenn es ihr
Wille ist, Euch zu folgen, verweilet als meine werten Gäste, so V.iU
ich Euch in drei Ca gen Antwort sagen." Darauf beurlaubte sich
Rübeger zur Herberge, unb Günther pflog mit seinen (Betreuen Ro*5,
Da waren alle eines Sinnes mit ihm; nur Hagen wiberriet den
plan, „wenn Kriemhilbe", so ließ er sich tvarnenb vernehmen,
„König (Etzels Weib wirb unb über so große Macht gebietet, so wird
sie nicht ruhen, bis sie sich an uns gerächt hat." Unb was bie andern
auch barviber sagten, er blieb bei seiner Meinung. Da warb Gernot
zornig unb schalt ihn heftig: „wahrlich, unversöhnlichen haß trägst
du gegen Kriemhilbe; lange genug haben wir bich gewähren lassen»
allzuviel bes Bösen ist ihr schon geschehen auf beinen Rat. Wenn ^
Rübeger folgen will, soll man sie nicht Hinbern." Unmutig schwieg
Hagen, als er alle gegen sich sah. Markgraf Gere aber ging
unb melbete Frau Kriemhilbe bie Botschaft. Doch heftig wies sie ih"
ab unb verstand sich nur zu bem einen, batz sie ben Boten Etze^
empfangen wollte. Unb als dieser am nächsten Tage zu ihr kam,