Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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wurden, eilte ein Athener im schnellsten Laufe nach seiner Vaterstadt, rief 
fast atemlos durch die Straßen und auf dem Markte: „Freuet euch, Mit¬ 
bürger, wir haben gesiegt!" und fiel dann tot zur Erde. Noch lange 
nachher feierten die Athener diesen Siegestag, und die Taten der Helden . 
von Marathon lebten unvergänglich in der (Erinnerung des Volkes. 
8. Tod des tnütiaöes. Leider erfuhr Miltiades von seinen 
tiTitbürgern schnöden Undank. Nach der Vertreibung der Perser unter¬ 
nahm er einen Feldzug gegen die Insel paros, die es mit den Persern 
gehalten hatte. Das Unternehmen mißlang, und Miltiades selbst ward 
schwer verwundet. Seine Mitbürger verurteilten ihn wegen dieses Mi߬ 
geschickes zu einer hohen Geldstrafe, und da Miltiades nicht zahlen 
konnte, wurde er ins Gefängnis geworfen, wo er an der Wunde starb, j 
18. tEfyemiftofcles und Aristides. 
1. wie Theinislokles in Htfyen zu Ansehen gelangt. 
Als Miltiades gestorben war, gewannen in Athen zwei Männer großen 
Einfluß: Themistökles und Aristides. — Der eine, Themistokles, 
hatte schon in früher Jugend treffliche Gaben gezeigt, und seine Lehrer 
sagten von ihm: „Aus Themistokles wird einst nichts Gewöhnliches 
werden, sondern etwas sehr Gutes oder sehr Schlimmes." Als Jüngling 
trug er sich mit kühnen Gedanken; zu Künsten, die mehr zum Vergnügen 
Menen, hatte er keine Lust. Als er sich einst in einer heitern Gesellschaft 
befand und auf der Leier etwas vorspielen sollte, erwiderte er stolz: 
-Spielen und singen kann ich nicht; aber einen Staat groß und be¬ 
rühmt zu machen, die Kunst glaube ich zu verstehen." Nach dem Siege 
bet Marathon war er nicht heiter und fröhlich, sondern ernst und ver¬ 
drießlich, und als seine Freunde nach d^m Grunde fragten, sagte er: 
„Die Siegeszeichen des Miltiades lassen mich nicht schlafen." voll 
Eifer widmete er sich dem Kriegswesen und der Verwaltung des Staates, 
Und bald glänzte er durch einsichtsvolle, kräftige Reben in der Volks¬ 
versammlung. Dabei wußte er durch Freigebigkeit die herzen zu ge¬ 
winnen ; und daß er durch sein außerordentliches Gedächtnis jeden ein« 
Seinen seiner Mitbürger mit Hamen kannte, schmeichelte der eiteln 
Volksmenge nicht wenig. Klar erkannteThemistokles, daß derPerser- 
^önig den Athenern die Niederlage bei Marathon nicht verzeihen werde, 
^Nd daß nur zur See die Freiheit Griechenlands erfolgreich verteidigt 
werden könne. Daher forderte er die Athener zur (Erbauung einer großen 
Kriegsflotte auf. Diesem Plane trat ein anderer Staatsmann entgegen, 
bei dem athenischen Volke gleichfalls viel galt. (Es war Aristides.
	        
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