durfte einen Stand wählen, wie er ihm gefiel, sondern jeder mußte in
dem Kreise bleiben, dem der Vater angehörte, und das Geschäft er¬
greifen, das der Vater betrieben hatte. Die Hauptkasten waren die
Priester, die Kriegsleute, die Gewerbetreibenden und
die A ck e r b a u e r. Das höchste Ansehen besaßen die P r i e st e r, welche
die oberste Kaste bildeten. Sie besorgten nicht allein den Gottesdienst,
sondern sie beschäftigten sich auch als die einzigen im Volk mit wissen¬
schaftlichen Dingen: sie waren Sternkundige, Richter, Ärzte und Bau¬
meister. Selbst die Könige ließen sich von ihnen beraten und mußten
sich vielfach nach ihren Vorschriften richten. Die Könige, welche Pha¬
raonen genannt wurden, gehörten nicht der Priesterkaste an, sondern
den Kriegern, deren Kaste an Vorzug und Ehre gleich auf die Priester
folgte. Die Kaste der Gewerbetreibenden war sehr zahlreich¬
ste umfaßte^ die Handwerker, die Künstler, die Krämer und Kauf¬
leute. Außer den Ackerbauern, welche die vierte Kaste bildeten,
gab es endlich noch Hirten; sie wurden gehaßt und verachtet, nament¬
lich die Schweinehirten, denn diese durften nicht einmal einen Tempel
betreten, weil sie für unrein galten.
2. Die ägyptischen Götter. Die Ägypter verehrten eine Menge
Götter: es waren besonders die großen Naturkräfte, die Segen und
Gedeihen oder auch Schaden und Verderben bringen. Darum hatten
sie außer den guten Gottheiten auch böse. Die höchsten Götter
hießen Osiris und Isis. Osiris war nichts anderes, als die Sonne
oder auch der Nil, weil diese die Fruchtbarkeit des Landes bewirken;
unter seiner Gemahlin Isis dachte man sich den Mond oder die Erde,
die alle ernährt. Sehr merkwürdig ist der Tierdienst der Ägypter.
Viele Tierarten galten für heilig, besonders Katzen, Hunde, Krokodile,
Ibisse und andere. Die Nachrichten von der Verehrung, die ihnen er¬
wiesen wurde, sind fast unglaublich. Wer eins dieser Tiere mit Vorsatz
umbrachte, wurde mit dem Tode bestraft; ja wer eine Katze auch nur
aus Versehen tötete, mußte sterben. Bei einer Feuersbrunst trug man
weit mehr Sorge für die Rettung der Katzen, als für die Löschung des
Brandes, und wenn eine Katze in die Flammen geriet, so wurde große
Wehklage erhoben. Starb in einem Hause eine Katze, so schor sich darin
jedermann die Augenbrauen ab; starb ein Hund, so schor man sich den
Kopf kahl. Tote Katzen wurden einbalsamiert und an einer heiligen
Stätte beigesetzt. Vor allen Tieren aber wurde der Apis hoch ver¬
ehrt, der einen prächtigen Tempel in der Hauptstadt Memphis hatte
und von angesehenen Männern bedient wurde. Der Apis war ein Stier