Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Reiche, auch den neu gestifteten deutschen Staaten schien von ihnen der 
Untergang zu drohen. Am gefährlichsten wurde ihre Macht unter dem 
König Attlla (Etzel). 
2. Ättila, die Goltesgeißel. Dieser gewaltige Kriegsheld war 
von Gestalt klein und häßlich. Aber an dem stolzen Gange, der würde¬ 
vollen Haltung erkannte man sogleich den Herrscher. Ein Haufe von 
Königen und Fürsten unterjochter Völker umgab ihn; sie erschienen wie 
seine Diener, zitterten bei seinen Winken und eilten, seine Befehle zu voll¬ 
ziehen. Um sich her liebte er die Pracht; seine Gäste aßen aus goldnen 
und silbernen Gefäßen; er selbst duldete auf seiner Tafel nur hölzerne 
Schüsseln und war in Speise, Kleidung und Pferdeschmuck sehr einfach. 
Bei Gastmählern hörte er gerne Gesang und heiteren Scherz; doch verlor 
er dabei nie den strengen Emst. Sein Wohnsitz lag in Ungarn. Dort 
erhob sich in einem sehr großen Dorfesein Palast, wie die andern 
Häuser nur aus Holz erbaut, doch mit weiten Hallen umgeben und 
prächtig ausgestattet. Von hier aus verbreiteten seine Befehle Schrecken 
über ferne Nationen. Man sagte, wenn er sein Schwert in die Erde stieße, 
so hätten hundert Völker gebebt und Rom und Konstantinopel in ihren 
Grundfesten gezittert. Er selbst nannte sich Gottesgeißel. Und 
wahrlich: alles Land, das er betrat, erfuhr es, daß er wirklich eine Geißel 
Gottes, eine Zuchtrute der Völker war. 
3. Attilas verheerungszug. Atttlas Herrschaft reichte von den 
Grenzen Asiens bis tief in Deutschland hinein. Aber das genügte ihm 
nicht: auch den Westen von Europa bis zum Ocean hin wollte er besitzen. 
Darum brach er mit einem Heere von mehr als einer halben Million 
Streiter auf, zog, alles vor sich niederwerfend, durch Österreich und 
Bayern und ging dann über den Rhein nach Frankreich. Sein Zug glich 
dem der Heuschreckenschwärme, welche die Saatfelder in wenigen Stun¬ 
den zur Wüste machen. Eine Menge blühender Städte sank in Schutt 
und Asche. Plünderung, Mord und Brand herrschten überall, wo sich 
die wilden Scharen hinwälzten. 
4. Die Hunnenschlacht (451). In dieser Not verbanden sich 
Römer und deutsche Völker (Westgoten, Franken rc.), dem Wettstürmer 
gemeinsam entgegenzutreten. Auf den cata launischen Ebenen in 
Frankreich, wo jetzt die Stadt Ehalons liegt, stießen die feindlichen 
Heere aufeinander. Hier fand die große Hunnenf chlach t statt, die 
entschied, ob Europa hinfort den kräftigen deutschen Völkern oder den 
hunnischen Barbaren gehören sollte. Es war ein fürchterlich Mutiger 
Kampf, ein grauenvolles Würgen. So grimmig war die Wut der
	        
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