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deutschland. In Schwaben, auf einem hohen Bergkegel unfern des
Städtchens Hechingen, liegt ihr Stammschloß. Ein Zweig dieses alten
Grafenhauses erhielt unter den hohenstaufischen Kaisern die Burggrafen¬
würde von Nürnberg. Die Burggrafen erwarben sich allmählich beträcht¬
lichen Länderbesitz und leisteten den Kaisern ausgezeichnete Dienste
(vgl. Nr. 25, 3). Darum wurden sie in den Reichsfürstenstand erhoben.
Und als unter Kaiser Sigismund die Mark Brandenburg,
die zu seinen Erblanden gehörte, eines starken Armes bedurfte, da konnte
der Kaiser keinen tüchtigern Statthalter für das Land finden, als den
Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg. Er setzte ihn zum „voll¬
mächtigen Verweser und obersten Hauptmann" ein, der „mit Gottes
Hilfe die Mark aus ihrer jammervollen Lage erretten sollte".
5. Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg. Friedrich war
einer der trefflichsten Fürsten seiner Zeit. Seine Gerechtigkeit und
Leutseligkeit gewann ihm in dem neuen Lande bald die Herzen des
Volkes; seine Tapferkeit warf die trotzigsten Raubritter zu Boden, von
denen die von Quitzow die gefährlichsten waren. Beim Kampfe
gegen die Friedenstörer bediente er sich einer gewaltigen Donnerbüchse,
der „Faulen Grete". Die pflanzte er vor den Raubschlössern auf und
zerschmetterte mit ihren dicken Kugeln die starken Mauern. So bezwang
Friedrich die Widerspenstigen und verschaffte, von seiner vortrefflichen
Gemahlin, der „schönen Else", unterstützt, dem Lande Ruhe undSicher-
heit. Für diese Verdienste verlieh ihm der Kaiser Sigismund die Mark
als erbliches Eigentum. Das geschah auf der großen Kirchenversamm¬
lung zu Konstanz (s. Nr. 28). Hier wurde Friedrich vonHohen-
zollern feierlich zum Kurfürsten von Brandenburg erhoben
(1415). Mit ihm beginnt die Reihe der Kurfürsten aus dem hohen-
zollernschen Hause.
6. Das Ordensland Preußen. Neben Brandenburg ist ein
andrer norddeutscher Staat, der sogar außerhalb der Grenzen des
Deutschen Reiches lag, für die Erhaltung und Ausbreitung deutschen
Wesens besonders wichtig geworden: das Ordensland Preußen.
Die Preußen, die an der untern Weichsel und Memel wohnten,
hatten lange am Heidentum festgehalten und allen Versuchen, sie zum
christlichen Glauben zu bekehren, hartnäckig widerstanden. Endlich kam
der zur Zeit der Kreuzzüge in Palästina gestiftete deutsche Ritter¬
orden (s. Nr. 24, 6) in ihr Land und unterwarf es in fünfzigjährigen
blutigen Kämpfen. Das Christentum gewann jetzt festen Boden, und