Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

— 87 — 
nand war mit dessen Wiedereroberung nicht zufrieden: der Kurfürst 
von der Pfalz, der es gewagt hatte, die böhmische Krone anzunehmen, 
sollte gänzlich vernichtet werden. Der Kaiser erklärte ihn in die Reichs¬ 
acht und verlieh die pfälzische Kurwürde dem Herzog von Bayern. 
Einige protestantische Fürsten nahmen sich Friedrichs an, so vor allen 
der tapfere Ernst von Mansseld und der stürmische Christian 
von Vrauuschweig, der den Handschuh der unglücklichen Winter¬ 
königin als Feldzeichen an seinem Hute trug und sich selbst stolz nannte 
„Gottes Freund und der Pfaffen Feind". Aber ihre Heere wurden von _ - ; ^ 
Maximilians Feldherrn Tilly geschlagen. Schon drohte dieser ge- : 
fürchtete Kriegsmann die Protestanten in Norddeutschland anzugreifen. 
Die rüsteten zur Gegenwehr, und der König von Dänemark trat an 
die Spitze ihres Heeres. Da loderte die Kriegsflamme wieder mächtig 
empor. 
3. Wallenstein. Für den Kaiser rückte ein neues Heer aus unter 
dem Befehle des Generals Wal len stein. Dieser Feldherr, dessen 
Name bald weit berühmt wnrde, war ein böhmischer Edelmann. Von 
Jugend auf hielt er sich zu hohen Dingen bestimmt. Dies meinte er in 
den Sternen gelesen zu haben; denn es herrschte damals der Aberglaube, 
man könne aus der Stellung der Gestirne die künftigen Schicksale der 
Menschen erkennen. Als er in das kaiserliche Heer eingetreten war, 
schwang er sich durch Klugheit und Tapferkeit rasch empor. Der große 
Reichtum, den er durch Erbschaft und Heirat gewonnen hatte, erwarb 
ihm Ansehen. Freigebig belohnte er die unter seinem Befehle stehenden 
Soldaten. Einmal stellte er dem Kaiser ein Regiment auf eigene Kosten. 
Zum Lohne dafür erhielt er die Herrschaft Friedland in Böhmen und 
wurde später sogar Herzog von Friedland. Jetzt trat er vor den 
Kaiser mit dem Anerbieten, ihm ein ganzes Heer zu werben und zu 
unterhalten, wenn man ihm den unbeschränkten Oberbefehl darüber 
geben wolle. „Wie kann ein einzelner," fragte man erstaunt, „und wäre 
er auch noch so reich, ein Heer von 20000 Mann im Felde erhalten?" 
„Das kann ich auch nicht," versetzte Wallenstein; „50 000 Mann muß 
ich haben; die sind imstande, sich selbst durch Brandschatzung zu er¬ 
halten." Sein Vorschlag wurde angenommen. In kurzer Zeit hatte 
„der Friedländer" ein stattliches Heer zusammen. Von allen Seiten 
strömten beutelustige Leute unter seine Fahnen. Bald zog er den Feinden 
entgegen, und je weiter er vorrückte, desto zahlreicher wurde seine Kriegs¬ 
schar. Der Dänenkönig, schon von Tilly geschlagen, floh erschreckt auf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.