Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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rief laut: „D Solon, Solon, Solon!" Cyrus ließ fragen, was das 
für ein Mann fei, den er da anrufe. Krösus antwortete: „Es ist ein 
Mann den alle Könige hören sollten." Da wollte Cyrus mehr von 
ihm vernehmen und befahl, den Scheiterhaufen zu löschen und Krösus 
zu ihm zu bringen. Und Krösus erzählte ihm, wie einst Solon chm 
die weise Lehre erteilt habe, daß kein Mensch sein Glück auf vergäng¬ 
liche Schätze bauen dürfe. Das fiel dem Cyrus aufs Herz; denn er 
bedachte, daß auch er ein Mensch sei und auch über ihn die Vergeltung 
kommen könne. Er schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als 
Freund und Ratgeber bei sich. 
3. Des Orakels Rechtfertigung. Krösus aber schickte seine 
Fesseln den Priestern in Griechenland und ließ sie fragen, warum sie 
ihm für seine vielen Geschenke eine so falsche Weissagung erteilt 
hätten. Sie antworteten: „Was einmal dem Menschen beschieben ist, 
das können wir nicht hindern. Auch haben wir dich nicht betrogen. 
Wir sagten: wenn du wider die Perser zögest, so würdest du ein großes 
Reich zerstören; wir ließen aber ungewiß, ob damit das feindliche 
Reich gemeint fei oder dein eigenes. Du hast dir also selbst dein Un 
glück beizumessen, da du den Ausspruch so unvorsichtig nur nach 
deinem Wunsche ausgelegt hast." 
Die letzten Ariegszüge des L^rus. 
1. Cyrus erobert Babylonien. Wir haben schon früher (Kap. 
6 und 7) von betn mächtigen babylonischen Reiche und von seiner 
großen Hauptstadt Babylon gehört, und wie die Stadt von so starken 
Mauern umgeben war, daß sie ganz unbezwinglich schien. Diese Stadt 
und mit ihr das ganze Reich wollte Eyrus seiner Herrschast unter¬ 
werfen. Er besiegte das Heer der Babylonier in einer Schlacht; da 
zogen sich diese in ihre Stadt zurück und vertrauten auf ihre festen 
Mauern. Cyrus vermochte nicht, diese zu zerbrechen. Da ersann er 
eine List. Er zog mit dem größten Teil feines Heeres, das Babylon 
umlagert hatte, ab und ließ nur feine besten Kriegsleute an den beiden 
Seiten der Stadt zurück, wo der Euphrat ein- und ausströmt. Diesen 
gab er ben Besehl, wenn sie ben Fluß so klein sehen würben, daß man 
ihn durchwaten könne, durch ihn in die Stabt zu bringen. Das übrige 
Heer grub oberhalb einen großen Kanal, so baß ber Fluß abgeleitet 
unb sein Bett ganz seicht würbe. Da stürmten bie bereitliegenben 
Perser roährenb ber Nacht in bie Stabt. Die Babylonier hatten einen 
Angriff von biefer Seite her so wenig erwartet, baß sie bort gar nicht
	        
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