schwankte die Schlacht. Mit Spannung schauten der König und seine
Generale durch die Ferngläser, ob die Armee des Kronprinzen noch
nicht anrücke. Endlich erscheint der ersehnte jugendliche Held zur rechten
Stunde, wie der alte Blücher bei Velle-Allianee. Mit Ungestüm werfen
sich seine Regimenter auf den Feind und fassen ihn in der Flanke und
im Rücken. Die Anhöhen, die den Österreichern eine starke Stellung
geboten hatten, werden in stürmendem Anlaufe genommen. Damit ist
der Kampf entschieden; unaufhaltsam dringt die ganze preußische
Schlachtreihe vorwärts. Der König selbst setzt sich an die Spitze.
Mitten in das heftigste Granatfeuer hinein sprengt der kriegsfreudige
Held. Als ihn der Minister Graf Bismarck mit den Worten anhält:
„Als Ministerpräsident habe ich die Pflicht, Ew. Majestät zu bitten,
nicht die augenscheinliche Gefahr aufzusuchen," entgegnet er freundlich:
„Ich kann doch nicht davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer
steht." „Dem König gerät's!" sagten abends siegesfroh die Soldaten.
7. Die Preußen vor Wien und der Friede. Durch den Sieg
bei Königgrätz war der Feldzug entschieden. Fast ohne Widerstand
drangen die Preußen bis vor Wien, das zerrüttete österreichische Heer
verfolgend. Wo es noch zu Gefechten kam, wurden die Österreicher
geschlagen. Der Einzug des Siegers in die stolze Kaiserstadt stand
bevor. Und da auch diesüddeutschenVerbündeten Österreichs
in den Gegenden am Main in mehreren Gefechten geschlagen worden
waren, so erklärte sich Österreich zum Frieden bereit. Auf dem Schlosse
zu Nikolsburg wurde ein Waffenstillstand geschlossen, an dessen
Stelle bald derFriedezuPrag trat (23. Aug. 1866).
8. Der Norddeutsche Dund. In dem Prager Frieden wurde der
bisherige Deutsche Bund für aufgelöst erklärt, Österreich schied aus
Deutschland aus, erkannte den Bund der norddeutschen Staaten an,
der von Preußen geschaffen werden sollte, und trat alle seine Rechte auf
Schleswig-Holstein an Preußen ab. Außer Schleswig-Holstein
wurden auch das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen,
das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt am Main
dem preußischen Staate einverleibt. Preußen gründete nun den
Norddeutschen Bund, dem alle Staaten nördlich vom Main bei¬
traten. So hatte König Wilhelm durch zwei glorreiche Kriege Nord¬
deutschland zu einer fest geschloffenen Macht geeinigt. Auch die süd¬
deutschen Staaten: Bayern, Württemberg, Baden und Heffen
hatten sich bereit erklärt, ihre gesamte Wehrkraft im Falle eines auswär¬
tigen Krieges unter den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen.