und bald ritt er mit zwölf Gefährten vor ber Königsburg zu Worms
auf. Niemanb kannte bort bie Helben; nur Hagen vonTronje,
ber stärkste unb erfahrenste von Günthers Mannen, ber schon viele
Lanbe gesehen, vermutete nach ,bem sicheren unb selbstbewußten Auf¬
treten ber kraftvollen Ritter, baß sie von Nieberlanb gekommen unb
ihr Führer Siegfrieb sei. Fast wäre es gleich zum Kampfe gekommen,
bettn ber kühne Siegfrieb hatte nichts Geringeres im Sinne, als
Günther sein ganzes Königreich mit Gewalt abzunehmen. Doch ließ
er sich burch Gernots kluge unb besonnene Rebe besänftigen, also baß
er als Gast am Hose Günthers blieb. Er hoffte Kriemhtlbe einmal zu
sehen, aber sein Hoffen blieb unerfüllt. So kraftbewußt unb trotzig
er als Ritter im Kampfe ber Männer, so schüchtern unb zaghaft war
er als Freier im stillen Werben seines feljnenben Herzens. Ein Jahr
verging, ohne baß er Kriemhtlbe sah, wohl aber hatte sie oft bewun-
bernb nach ihm ausgespäht, wenn er, im stattlichen Wuchs alle anbem
überragenb, über bett Schloßhof schritt ober im Kampfspiel jeben
Gegner aus bem Sattel warf.
4. Kampf mit bett Sachsen unb Dänen. Siegesfest
Eines Tages warb böseKunbe nach Worms gebracht. Der Sachsenkönig
Lübeger sagte bett Burgunben Fehbe an unb gebachte im Vunbe
mit feinem Bruber, bem Dänenkönig Lübegast, mit Heeresmacht in
ihr Lanb einzufallen. Auf Siegfriebs Rat sammelte Günther seine
Mannen unb zog eiligst mit ihnen über ben Rhein bett Feinben entgegen.
Siegfrieb ritt als Späher voran. Zu gleichem Zwecke hatte sich auch
Lübegast aufgemacht. Die beiden stießen auseincmber; ein Kampf ent¬
brannte, in bem ber Dänenkönig eine tiefe Wunbe empfing unb sich
ergeben mußte. Dem Einzelkampf folgte ber ber Heere; bie Feinbe
waren in ber Überzahl, aber bie Burgunbenhelben stritten wacker, bie
königlichen Brüber, ber grimme Hagen unb sein Vruber Dank¬
wart, ber starke Spielmann Volker, ber bie Fahne trug, unb wie
sie alle hießen; allen voran aber Siegfrieb. Auf unb ab burch ber
Feinbe Heer hieb er sich Bahn, mit jedem Hiebe Tod und Verderben
bringend, als mähte er die Reihen nieber. Auch Lübeger überwältigte
er unb nahm ihn gefangen. Bevor bie Sonne sank, war ber Sieg in
ber Burgunben Hänbe. Der Preis gebührte Herrn Siegfrieb. Unb
wie leuchtete Kriemhilbens Auge, als ein schneller Bote vorauseilenb
ihr bie Siegesnachricht überbrachte unb ihr von Siegfriebs Helben*
thaten erzählte. Er merkte am überreichen Botenlohn, baß er willkom¬
mene Kunbe gebracht. Ein prächtiges Siegesfest warb nun gefeiert,