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verlangt Arbeit und Thätigkeit." Alles ordnete er sorgfältig und pünktlich 
selber an. Schon um vier Uhr des Morgens stand er aus und ging an den 
Arbeitstisch. Auf alle eingelaufenen Schreiben und Bittschriften erfolgte 
rasch der Bescheid; oft schrieb ihn der König mit eigener Hand in kurzen, 
treffenden Äorten an den Rand. Keinem seiner Unterthanen verweigerte er 
das Gehör. „Die armen Leute," sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; 
ich muß sie hören, denn dazu bin ich da." Die sreien Stunden, welche 
ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der Musik. Bei manchen 
Konzerten blies er selbst die Flöte. Auch als S christsteller erwarb er 
sich Ruhm. Er hat z. B. eine „Geschichte seiner Zeit" geschrieben. Während 
der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildetsten seiner Offiziere und mit 
berühmten Gelehrten, ans denen er seine Tischgesellschaft wählte. Dawar 
er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. Schmeicheleien duldete er 
nicht. Wo andere Fürsten seiner Zeit viele Millionen im Jahre für ihren 
Hofhalt verschwendeten, verbrauchte König Friedrich für sich in keinem 
Jahre mehr als den fünften Teil einer Million. Er sparte, wo es ohne Ver¬ 
letzung der königlichen Würde möglich war. Was er hier sparte, gab 
er willig für sein Volk hin; er wußte wohl, wie sauer es dem Volke 
ward, die Steuern auszubringen. Viele fremde Fürsten, die er durch solches 
Königswalten beschämte, haßten ihn. Aber sein Volk sah in ihm den wahren 
Vater des Vaterlandes, und es nannte seinen König Friedrich den Ein¬ 
zigen. 
2. Der wachsame Kriegsherr und thatkräftige Staatsmann. — 
Mit vorzüglicher Sorgfalt übte der König feine Truppen im Frieden 
für den Krieg. Zu diesem Zwecke führte er die Feldmanöver ein. 
Um dem Volke nicht zu viel Arbeitskräfte zu entziehen, ließ er immer noch 
jährlich etwa 8000 Mann im Auslande werben. Die Mannszucht mußte 
streng beachtet werden. Spiel und Trunk durften nirgends einreißen. 
„Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert," sagte er, 
als es ihm nach siebenjähriger schwerer Arbeit gelungen war, den Oder¬ 
bruch (etwa 550 qkm) zwischen Frankfurt a. O. und Oderberg zu ent¬ 
wässern. Wo der Strom früher durch sumpfiges Gefilde sich wälzte, waren 
nun über 200000 Morgen trocken gelegt, durch Dämme geschützt. Als der 
König starb, waren hier schon 95 neue Dörfer begründet. 
Jedes Jahr bereiste der König die Provinzen, um die Truppen 
zu mustern und nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Hohe 
und niedere Beamte mußten da Rechenschaft über ihre Thätigkeit geben. 
Jeder sollte durchaus unbestechlich sein und seine Arbeit nach des Königs 
Vorbilde pünktlich, kurz und genau verrichten. Wehe, wenn einer un-
	        
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