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nicht vom Platze zu weichen, obgleich ihre Weiber hinter den Reihen jeden 
Flüchtling mit Veilen niederschlugen, wurde das Kimbernheer gänzlich auf¬ 
gerieben. So rettete Marius Rom vor der größten Gefahr, 
die es seit lange bedroht hatte. Man nannte den ruhmreichen Feld¬ 
herrn den „dritten Gründer der Stadt *). Vor allen feierte ihn das niedere 
Volk als seinen Lieblingshelden; denn er war ja aus seiner Mitte hervor¬ 
gegangen und blieb stets den niederen Volksklassen zugewandt. 
3. Sulla. — Je größer aber die Gunst war, deren sich Marius bei 
der Volkspartei erfreute, um so ferner trat er der Partei der Vornehmen, 
welche dem Volke und dessen Bestrebungen fchroff entgegenstand. Der Führer 
der Vornehmen war Cornelius Sulla. Er stammte aus einem alten, 
hochangesehenen Geschlechte und besaß eine feine Bildung, führte aber, wie 
es in dem entarteten Rom vornehme Sitte war, einen ausgelassenen Lebens¬ 
wandel. Als Unterfeldherr des Marius hatte er sich durch Tapferkeit und 
Klugheit hervorgethan, auch in den Staatsgeschäften zeigte er sich gewandt 
und tüchtig, und so erlangte er endlich die Konsulwürde. Als Konsul wurde 
ihm jetzt vom Senate der Oberbefehl über das Heer übertragen, welches 
gegen den König von Pontus (am südöstlichen User des schwarzen Meeres) 
in den Krieg ziehen sollte. Dies wurde die Ursache zum Bürgerkriege. 
4. Ausbruch des ersten Bürgerkrieges, Marius wird ver¬ 
trieben. — Marius, der sich für den ersten Mann in Rom hielt, wollte 
Sulla mit Gewalt die Feldherrnstelle entreißen. Das aufgewiegelte Volk 
erwählte ihn an Sullas Stelle zum Oberfeldherrn. Aber Sulla war bereits 
an die Spitze des Heeres getreten; er führte seine Truppen gegen Rom und 
drang in die Stadt ein. Marius selbst wurde in die Acht erklärt und rettete 
sich nur unter den größten Gefahren. Überall von den Spähern Sullas ver¬ 
folgt, irrte er hungernd durch Einöden und Sümpfe an der Meeresküste hin 
gen Süden. Es gelang ihm, auf einem Schiffe nach der Küste von Afrika 
überzusetzen; hier verweilte er, bis Sulla mit seinem Heere Italien verließ, 
um in den Krieg gegen Mithridates zu ziehen. 
5. Marius' Rückkehr und Ende. — Kaum war Sulla fort, so 
kehrte Marius aus Afrika nach Italien zurück, sammelte aus Sklaven und 
allerlei verlaufenem, beutegierigem Volke ein Heer und drang an der Spitze 
dieser zügellosen Scharen in Rom ein. Mit entsetzlicher Grausamkeit wütete 
jetzt der rachgierige, verwilderte Mann gegen alle, die es mit Sulla gehalten. 
Tausende von ihnen ließ er vor seinen Augen niedermetzeln. Zum siebenten- 
*) 1. Ronmlus. 2. Camillus. 8. Marius.
	        
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