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erzählte man sich, tief unten im Kysfhäuserberge sitze der Kaiser
schlafend, das Kinn gestützt auf einen steinernen Tisch, durch den
sein Bart gewachsen sei. Den Gipfel des Berges umkreisten Raben;
endlich aber werde ein Rdler kommen und sie hinwegscheuchen.
Dann erwache der alte Barbarossa aus seinem Schlummer und
bringe die alte Macht und Herrlichkeit des Deutschen Reiches
wieder. — Sehr schön dargestellt ist diese Sage in dem Denkmal
auf dem Kyffhäuserberge.
2. Kottraötn. Dem höchsten Glanze des deutschen Kaiser¬
tums folgte bald der verfall, von den letzten Hohenstaufen waren
Heinrich Vl. und Friedrich II. kraftvolle Herrscher; dagegen
rieben sich Philipp von Schwaben und Konrad IV. in
deutschen und italienischen Kämpfen auf, in denen schließlich die
deutsche Kaisermacht zum vorteil der Päpste für einige Jahr¬
zehnte zugrunde ging. Nach Konrads IV. Tode war von dem
hohenstaufischen Hause nur noch ein unmündiger Knabe übrig,
Konradin, d. i. der kleine Konrad. Dessen Lrbland, das König¬
reich Neapel, gab der Papst dem französischen Prinzen Karl von
Hnjou. Sobald Konradin in Deutschland zum Jüngling heran¬
gewachsen war, zog er mit seinem treuen Freunde Friedrich von
Baden aus, um das väterliche (Erbe in Italien wiederzugewinnen.
Schon glaubte er in einer Schlacht gesiegt zu haben, da zerstreuten
sich seine Krieger zum plündern, und ein hervorbrechender Hinter¬
halt des Gegners wendete den Sieg zur Niederlage. Konradin und
sein Freund wurden auf der Flucht durch verrat gefangen und
an Karl von Hnjou ausgeliefert. 3m Angesicht von Neapel, inmitten
aller Herrlichkeit und Schönheit von Konradins Landen, ließ sein
Gegner das Schaffott erbauen, auf dem die Häupter Konradins
und Friedrichs fielen. So unglücklich endete das glorreiche Geschlecht
der hohenstaufen (1268).
3. Ende und Folgen der Kreuggiige. Nach Barba¬
rossas verhängnisvollem Zuge in das heilige Land wurden noch
mehrere Kreuzzüge unternommen; allein sie hatten keinen dauern¬
den (Erfolg. Nach und nach kamen alle christlichen Besitzungen in
Palästina wieder in die Hände der Türken. Das war der Rusgang
der Kreuzzüge, die beinahe 200 Jahre gedauert und 6 Millionen
Christen das Leben gekostet haben. Trotzdem waren diese Heeres¬
züge von den wichtigsten Folgen für ganz Europa. Durch sie
lernte man viele bis dahin ganz fremde Länder kennen und mit
flnbrä, Lrzählungen aus der deutschen Geschichte, flusg. B. 4