Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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Strahlenkranz von weißen, zungenförmigcn Blüthen, welche spater zurückge¬ 
schlagen sind. Alle diese Blüthen werden von einem gemeinschastlichen, dach¬ 
ziegelartigen Kelche umgeben (vergleiche die Blüthe des Löwenzahns). Bedenkt 
man, daß auf einer gut ausgebildeten Kamillenpflanze über 100 Blüthen- 
köpfchen, auf jedem Köpfchen auch über 100 selbstständige Blüthen vorkom¬ 
men, so ergiebt sich eine ganz artige Zahl von Blüthen auf einer einzigen 
Pflanze. Am Grunde der Blüthen, also unmittelbar auf dem Blüthenboden, 
wachsen die 4seitigen abgestützten Samenkörner. Die Blüthezeit fallt in die 
Monate Juni bis August. Die Kamille ist eine der wichtigsten Arzenei- 
pflanzen und zwar sind es vorzugsweise die Blüthen, welche arzeneiliche 
Stoffe enthalten; der Theeausguß von denselben, welcher bitter und gewllrz- 
hast schmeckt, wirkt innerlich bei krankhaften Leiden der Uutcrleibsorgane. 
Aeußerlich dienen die Blüthen als Umschläge bei Entzündungen und Rheu¬ 
matismus, als schmerz- und krampfstillendes und vertheilendes Mittel. In 
keiner Haushaltung sollten daher die Kamillenblüthen fehlen, um so mehr, 
da sie leicht zu bekommen sind, 'indem sie auf Saatäckern an Wegen fast 
überall vorkommen. Wo die Kamillen in großer Anzahl wachsen, sind sie 
mit Vortheil zum Verkauf zu pflücken. 
61. Fieberklee, Bitterklee, Dreiblatt, Zotteublume (Menyan- 
thes trifoliata). 
Diese Pflanze finden wir auf Torf- und Moorwiesen, in Sümpfen 
u. s. w., wo sie leicht von andern Gewächsen zu unterscheiden ist, indem sie 
durch ihre Zzähligen, eiförmigen Blätter an den Klee erinnert, woher der 
Name Dreiblatt. Die Blätter sitzen zu dreien an einem 4—6 Zoll langen 
Blattstiel, der am Grunde den wagerecht liegenden, oft unterirdischen Sten¬ 
gel scheidenartig umfaßt; sie sind gewöhnlich ganzrandig, bis 3 Zoll lang 
und halb so breit. Der Blumenschacht, der den kriechenden Stengel ebenfalls 
scheidenartig umfaßt, ist 6—18 Zoll lang. Dieser trägt an seiner Spitze 
einen überaus zierlichen Blüthenstrauß. Die einzelnen Blumen haben einen 
4—7 Linien langen Blüthenstiel, welche aus den Winkeln scheidenartiger 
Deckblättchen hervortreten. Die Blumen sind 4—6 Linien lang, nicht völlig 
so breit, sie sind weiß oder blaß rosenroth, bblätterig, mit weißem Barte 
und von 5 röthlich angelaufenen Kelchblättern umgeben. Die Staubbeutel, 
deren Zahl 5 ist, sind schmutzig violett. Der einfache Griffel ist Lnarbig 
und steht auf einer einfächerigen, vielsamigcu Kapsel. Bliithezeit: Mai 
und Juni. 
Die Blätter dieser Pflanzen erleiden eine ausgedehnte Anwendung. Als 
Theeaufguß dienen sie gegen Fieber (Fieberklee) und schlechte Verdauung, 
sind also magenstärkend. Von den Thicrärzten werden diese Blätter gepul¬ 
vert ebenfalls häufig angewendet. Vom Vieh werden sie ihres bittern Ge¬ 
schmacks wegen (Bitterklee) nicht berührt. Die Blätter werden von Thier- 
arzten und Apothekern gesucht und gut bezahlt. 
62. Kalmus (Acorus Calamus, L.). 
Gleichfalls unter dem Schilf in Sümpfen, Fischteichen, Gräben und 
an Fiußufern wächs't häufig eine Pflanze, deren Wurzel sehr bekannt unter 
dem Namen KalmuSwurzcl ist. Diese Pflanze ist selbst schilfartig, ihre
	        
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