Metadata: Geographisch-geschichtlicher Provinzial-Anhang, enthaltend Lesestücke aus der Heimatkunde der Provinz Brandenburg (Brandenburg, [Schülerband])

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Geographisches. 
Frieden erobert“, gilt auch vom Warte- und Netzebruch. Des Königs treuer 
Helfer bei den Entwässerungsarbeiten war der Geheimrat von Brenkenhof. 
Er hatte zunächst die Aufgabe erhalten, die Wunden zu heilen, die der 
Siebenjährige Krieg der Neumark geschlagen, und dann die Trockenlegung der 
Sumpfstrecken an der Warte und Netze zu leiten. Die Neumark hatte durch 
den langen Aufenthalt der Russen, der Kosaken und asiatischer Völkerschaften 
furchtbar gelitten. Große Striche des Landes waren verheert, Dörfer und 
Städte niedergebrannt, die Felder verwüstet und die Bewohner ihrer Hab⸗ 
seligkeiten beraubt. 
Als Brenkenhof zum erstenmale von Küstrin über Vietz, Landsberg, 
Karbe nach Driesen reiste und auf dieser 12 Meilen langen Strecke nichts 
als menschenleere Dörfer und beschädigte Häuser sah, wollte er am Ge— 
lingen seines Werkes zweifeln. Aber der wackere Kriegsrat Bayer zu 
Driesen redete ihm gut zu, und da griff er das Werk an. Sein König 
unterstützte ihn reichlich mit Geld. Nachdem er Küstrin und Landsberg 
wieder aufgebaut hatte, begann er die Warte und Netze einzudeichen und 
die Sümpfe trocken zu legen. Aus allen Teilen Deutschlands rief er die 
Kolonisten herbei. Und sie kamen aus Mecklenburg, aus Dessau, aus Ans— 
bach, aus Littauen und Polen. 
2. Die ersten Anusiedler. Freilich hatten es die ersten Ansiedler 
sehr schwer. Sie lebten in großer Armut, nährten sich kümmerlich von 
Kohl, Gerstenbrot, Grütze und Fischen. Des Tages arbeiteten sie an den 
Dämmen, Gräben und Kanälen, des Nachts auf ihren kleinen Wirtschaften. 
Die leichten, aus Fachwerk hergerichteten Häuser standen häufig auf Erlen— 
pfählen in Rohrlachen. Krankheiten aller Art, besonders das verderbliche 
Wechselfieber, schwächten die Kraft der Kolonisten. Unter harter Arbeit und 
im steten Kampfe mit dem zerstörenden Gewässer mußten sie dem Boden 
die Frucht abringen. Die gegenwärtigen Bewohner wissen gar nicht mehr, 
wie sauer es ihren Vätern geworden ist. Sie leben behaglicher. Denn 
wie sieht es heute aus? 
3. Gelungenes Werk. Du kannst es erfahren, wenn du eine Reise 
von Küstrin über Landsberg nach Driesen unternimmst. Eisenbahn und 
Chaussee führen am steilen Rande des neumärkischen Tafellandes entlang. 
Zu deiner Rechten dehnt sich das weite Bruch aus. Zunächst ist die Ge— 
gend einförmig, du siehst die ausgebreitete Wiesenfläche von Küstrin und 
Sonnenburg. Doch die Wiesen sind gut, sie liefern brauchbares Heu für 
die Dörfer und Städte des angrenzenden Höhenlandes. Der größere 
obere Teil des Wartebruches und das Netzebruch sind angebaut. Zusammen— 
hängende Ortschaften giebt es wenig. Die Gehöfte liegen zerstreut, jeder 
hat rund um sich seinen Besitz. Obst⸗ und Gemüsegärten schließen das
	        
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