Full text: Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte

den katholischen Fürsten, den besten vorwand gegeben, aus einem 
Kurfürstentag in Regensburg vom Kaiser zu verlangen, daß er 
den Urheber solches Elends entferne. Kaiser Ferdinand gab, zum 
Glück für die Protestanten, nach und entließ den Mann, der ihn 
vielleicht zum unumschränkten Herrscher in Deutschland hätte 
machen können. Und Wallenstein fügte sich ruhig, überzeugt, datz 
man ihn bald wieder rufen werde. 
36. Gustav Adolf. 
1. Gustav ctfcolf als Feldherr. Rls die Protestanten 
aufs härteste bedrängt waren, kam ihnen unvermutete Hilfe. Der 
Schroedenkönig Gustav Adolf landete (1630) mit 15 000 Mann 
in Pommern, um seinen Glaubensgenossen beizustehen, vielleicht 
auch, um über das zerrüttete Deutschland seine Macht auszu¬ 
breiten. Rber wie klein war das schwedische Heer gegenüber der 
Kriegsmacht des deutschen Kaisers! „töir haben halt a Feiitble 
mehr," sagte dieser spöttisch, und die Wiener nannten Gustav den 
Schneekönig, der bald schmelzen werde, wenn er weiter nach 
Süden hinabkomme. Der kriegskundige Tilly aber meinte: „Der 
König von Schweden ist ein Feind von großer Klugheit und 
Tapferkeit und weiß den Krieg zu führen. Sein Heer ist ein 
Ganzes, das er wie sein Roß mit dem Zügel regiert." Tillq hatte 
recht: Gustav war ein ausgezeichneter Feldherr und Kriegsheld. 
3n seinem Heere herrschte treffliche Mannszucht, und seine Soldaten 
waren von dem festen vertrauen erfüllt, daß sie unter der ge¬ 
schickten Führung ihres tapfern Königs siegen müßten. 
2. Die Zerstörung Magdeburgs (1631). Rls Gustav 
den deutschen Boden betrat, wichen die Kaiserlichen zurück. Rber 
die protestantischen Fürsten waren so mißtrauisch gegen den aus¬ 
ländischen König, daß sie lange zögerten, sich ihm anzuschließen. 
Die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen verweigerten ihm 
den Durchzug durch ihr Land. So konnte Gustav dem hart¬ 
bedrängten protestantischen Magdeburg keine Hilfe mehr 
bringen. Die Stadt wurde von Tilly erobert. Ihr Schicksal war 
furchtbar.^ Rls die wilden Kriegsscharen im Sturme eindrangen, 
erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren 
Mauern gesehen hatte. Kein Rlter, kein Geschlecht fand Schonung. 
Inmitten des Mordgewühls wirbelten allerorten Flammen empor 
und verwandelten die ganze Stadt in ein qualmendes Feuermeer.
	        
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