Full text: Erzählungen aus der deutschen Geschichte

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Frieden, der zweite schlesische Krieg. In diesem stieg 
des Königs Ruhm noch höher. Überall, wo er mit dem Feinde 
zusammentraf, errang er den Sieg. Besonders ruhmvoll war 
die Schlacht bei Hohenfriedberg in Schlesien, wo er in 
einigen Stunden 7000 Gefangene machte und 66 Kanonen er¬ 
beutete; entscheidend endlich wurde der Sieg bei Kessels- 
dorf (unweit Dresden), wo die Preußen unter dem alten 
Dessauer steile, mit Schnee und schlüpfrigem Eise bedeckte 
Anhöhen erstiegen und den wohlverschanzten Feind mit ge¬ 
fälltem Bajonett in die Flucht trieben. So überall geschlagen, 
mußte Österreich von neuem Frieden machen, und Friedrich be¬ 
hielt sein Schlesien. 
3. Friedrich a l s R e g e n t. — In den Friedensjahren, 
die jetzt folgten, widmete sich der König mit dem größten Fleiße 
den Regierungsgeschäften. Nie hat ein Fürst thätiger für seines 
Volkes Glück gesorgt, wie er. „Ich bin," sagte er, „des 
Staates erster Diener. Mein Stand verlangt Arbeit 
und Thätigkeit; mein Geist und mein Leib beugen sich unter 
ihre Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, daß ich 
thätig bin." Alles ordnete er selber an, sorgfältig und pünktlich. 
Schon um vier Uhr morgens stand er auf und ging an den 
Arbeitstisch. Auf alle eingelaufenen Schreiben und Bittschrif¬ 
ten erfolgte rasch der Bescheid; oft schrieb ihn der König mit 
eigener Hand in kurzen, treffenden Worten an den Rand. 
Keinem seiner Unterthanen verweigerte er das Gehör. „Die 
armen Leute," sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich 
muß sie hören, denn dazu bin ich da." Die freien Stunden, 
welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der 
Musik und wissenschaftlicher Beschäftigung. Auch als Schrrft- 
steller erwarb er sich Ruhm. Während der Mahlzeit unterhielt 
er sich mit den gebildetsten seiner Offiziere und mit berühmten 
Gelehrten, aus denen er seine Tischgesellschaft wählte. Da 
war cr in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. Jedes 
Jahr bereiste er die Provinzen, um die Truppen zu mustern 
und zugleich nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu 
sehen. Hohe und niedere Beamten mußten da Rechenschaft
	        
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