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weil die Holzbuchstaben nicht lange hielten. Aber Gutenberg
ward nicht müde, seine Kunst weiter auszubilden. Er kehrte
nach Mainz zurück und verband sich dort mit Johann Fust,
einem Goldschmied, und mit Peter Schösser, einem Geist¬
lichen, zu neuen Versuchen. Der letztere war ein sehr geschickter
Mann, der die Kunst erfand, die Schriftzeichen aus Metall in
Formen zu gießen, während bisher jeder einzelne Buchstabe ge¬
schnitzt wurde. So machte die wichtige Erfindung immer weitere
Fortschritte, und bald war man imstande, ganze Bücher zu
drucken. Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Bibel.
Alle Welt staunte über die neue Kunst, welche die Erfinder sorg¬
fältig geheim hielten. Allein das Geheimnis konnte nicht lange
bewahrt bleiben. Durch die Druckergesellen in der Mainzer
Werkstätte wurde die Erfindung weiter verbreitet, und bald ent¬
standen Vuchdruckereien in mehreren anderen Städten, ja in
kaum 50 Jahren druckte man schon Bücher in fast allen Ländern
Europas.
3. Wichtigkeit der Buchdruckerkunst. — Welche
gewaltigen Folgen diese Erfindung habeu mußte, läßt sich leicht
begreifen. Was weise Männer Großes und Herrliches dachten
und ersannen, das konnte nun in kurzer Zeit allen bekannt werden.
Das Wort Gottes konnte aus den Bücherschätzen der Kirchen
und Klöster auch in die Hände des Volkes, ja in die Hütten der
Armen gelangen. Der Unterricht in den Schulen konnte sich
emporschwingen und mehr und mehr über alle Stände verbreiten.
Durch die Buchdruckerkunst war eine Pforte reicher Erkenntnis
für alle geöffnet. Daß die geistige Bildung in immer weitere
Kreise dringen, immer mehr zu einem Gemeingute der Menschen
werden kann, das ist durch sie erst möglich geworden.
Andr», Deutsche Geschichte. SIu«g. B.
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