III. Neue Zeit.
30. Die Reformation.
1. Luthers Jugend und Klosterleben — (s.
Tafel VII). Im Laufe der Zeit waren in die christliche Kirche
mancherlei Mißbrauche eingedrungen, und viele sehnten sich nach
einer Reformation, d. H.Verbesserung der herrschenden kirch¬
lichen Zustände. Dieses Werk wurde endlich von dem deutschen
Mönche Martin Luther mit Mut unternommen. Martin
Luther war am St. Martinsabend, 10. November 1483, zu
Eisleben am Harz geboren. Sein Vater, ein geringer Bauers-
und Bergmann, ließ ihn, als er sein vierzehntes Jahr erreicht
hatte, die lateinischen Schulen in Magdeburg und Eisenach be¬
suchen, wo er vor den Thüren der Bürgerhäuser sein Brot er-
sang. Dann bezog der junge Luther die Universität zu Erfurt.
Ein Ereignis, welches ihm hier begegnete, wurde wichtig für
sein Leben. Eines Tages nämlich, bei einem Gange über Feld,
wurde er von einem schweren Unwetter überfallen; ein furcht¬
barer Donnerschlag fuhr neben ihm herab und streckte ihn be¬
täubt zu Boden. „Wie," dachte er, „weitn du nun vom Blitze
erschlagen worden und so unerwartet vor Gottes Richterstnhl
getreten wärest?" Darüber bestürzt und in sich gekehrt, beschloß
er, der Welt zu entsagen und sein Leben Gott zu weihen. Er¬
ging ins Augustinerkloster zu Erfurt und ward Mönch. Sein
alter Vater, der gewünscht hatte, daß er Rechtsgelehrter werde,
war über diesen Schritt anfänglich sehr verdrossen. Lnther aber
fügte sich in das Klosterleben, fastete und betete viel, las die
Bibel und studierte die Schriften der alten Kirchenlehrer, so
daß er sich große Gelehrsamkeit erwarb. Daher berief ihn sein