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2. Sonntag und Festzeiten. 
251. Meine Konfirmation. 
1. Mein Konsirmalionsanzug lag seit Jahren fertig in der Eichen¬ 
lade. Meine drei ältern Geschwister, Margaretchen, Hanneliese und Stine- 
liese, hatten schon die Einsegnung darin empfangen. Gleichwohl erschien 
er so sauber, als wäre er zu meiner Konfirmation neu angefertigt wor¬ 
den. Der Vater, mit dem es allmählich wieder besser geworden war, 
öffnete die Lade, und ich nahm mit eignem Gefühl die Erbstücke heraus: 
Ein schwarzes Kleid mit kurzen Ärmeln, weisze wollene Armringe, ein 
weiszes, mit Spitzen besetztes Halsgebinde, Köllder genannt, ferner ein 
kleines, weißes Umhängetuch, eine weiße Schürze, ein halbseidnes Leib¬ 
band und eine schwarze Bandmühe mit weißem Striche, der in Trauer¬ 
fällen zur Stirn herniederhängen mußte. 
Blaue Strümpfe mit bunten Zwickeln und ausgeschnittene Schuhe 
mit schwarzer Quaste auf dem Spanne vervollständigten den Anzug. Die 
Schuhe wurden Hackentuffeln genannt, und sie waren keineswegs das Un¬ 
wichtigste in meinen Augen; erhielt man doch mit dem Konfirmationstage 
gewissermaßen erst ein Anrecht auf diese Hackentuffeln. 
Ein schwarzes Sonntagskleid unsrer Mutter hatte den Stoff zu dem 
Festkleide geliefert, weshalb dieses als ein altgeheiligtes Erbstück ange¬ 
sehen und so sorgsam aufbewahrt wurde, daß auch noch meine jüngern 
Schwestern, Lorchen und Christine, darin eingesegnet werden könnten. 
2. Es läuteten die Glocken, es rauschten die grünen Bäume vor den 
Türen der Kirche. Von Empore zu Empore schlangen sich die duftenden 
Blumen- und Blattgewinde, am Altare standen grüne Palmen, und auf 
denl Altare brannten die großen Wachskerzen. 
Ein feierlicher Zug bewegte sich von der Schule in die Kirche. Wir 
Konfirmanden waren's, und uns voran schritt der Pastor und der Lehrer. 
Nachdem die Gemeinde gesungen hatte, knieten wir am Altare nieder 
und sangen unter leiser Begleitung der Orgel: 
„Mein Schöpfer, steh mir bei, 
sei meines Lebens Licht; 
dein Auge leite mich, 
bis mir mein Auge bricht. 
Hier leg' ich Herz und Glieder 
vor dir zum Opfer nieder 
und widme meine Kräfte 
für dich und dein Geschäfte. 
Du willst ja, daß ich deine sei, 
mein Schöpfer, steh mir bei."
	        
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