— 159 —
Heere und für dasselbe Ziel ein. Über das Meer her sogar, aus
dem entfernten Ausland, kamen zerstreute Söhne des Vater¬
landes, um für Deutschland zu kämpfen; wie ein zorniger
Mann war das gesamte Volk bereit, für die bedrohte Heimat
alles zu wagen. „Lieb Mütterlein," rief ein bayerischer Reiters¬
mann, als er ins Feld zog, „ehe der Feind zu euch ins Land
kommt, bin ich tot, und mein Rittmeister ist tot, und von all
meinen Kameraden lebt keiner mehr." Aber alle deutschen
Herzen waren mit König Wilhelm der getrosten Zuversicht:
„Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein," und
vieltausendstimmig erbrauste der Gesang:
.Lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!"
61. Die ersten deutschen Siege über Napoleon III.
1. Ausbruch des Krieges. — Napoleon gedachte
den Feind unvorbereitet zu finden; darum stürzte er sich so
hastig in den Krieg. Allein das deutsche Kriegswesen ist seit
der allgemeinen Einführung der unvergleichlichen preußischen
Wehrverfassung so trefflich geordnet, daß es nur weniger Tage
bedarf, um Hunderttausende von Streitern wohlausgerüstet
und kampfbereit ins Feld zu schicken. So wurde den Franzosen
der Vorsprung, welchen sie durch den früheren Ansang ihrer
Rüstungen gewonnen hatten, durch die größere Schlagfertigkeit
der Deutschen vereitelt. Mit unglaublicher Raschheit waren,
kaum vierzehn Tage nach der Kriegserklärung, drei deutsche
Heere, 400000 Mann stark, an der Grenze von Trier bis
Landau aufgestellt. Die erste Armee, in der Gegend von
Trier und Saarlouis, befehligte der alte Steinmetz; die
zweite Armee, welche bei Kaiserslautern stand, führte der
kriegserprobte PrinzFriedrichKarl;diedritteArmee
endlich, zu der außer den preußischen Kriegern die Bayern, die
Württembergs und die Badener gehörten, rückte unter dem
Befehle des ritterlichen Kronprinzen von Preußen von
Speier und Landau her gegen das Elsaß an. Die Oberan¬
führung der gesamten Streitmacht hattederKönig Wilhelm