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selbst in die Hand genommen, und als Haupt des General¬
stabes stand ihm wieder General M o l t k e, der unübertroffene
Schöpfer des Kriegsplans, zur Seite. Das französische Heer,
welches den Namen der „Rh ein armee" erhielt, obgleich es
niemals den Rhein erreichte, befehligte der Kaiser Napoleon;
seine gepriesenen Marschälle Mac Mähon, Bazaine und
mehrere hervorragende Generale führten die einzelnen Ab¬
teilungen. „Das Weltall hat die Augen auf euch gerichtet;
von unserem Erfolge hängt das Schicksal der Freiheit und der
Gesittung ab," rief der hochmütige Kaiser feinen Truppen zu.
Am 2. August begannen die letzteren über die deutsche Grenze
einzufallen. Es war ein sonderbares Schauspiel. 30 000
Franzosen griffen die offene Grenzstadt Saarbrücken an, die
von kaum 1400 Preußen besetzt war. Der Kaiser selbst schaute
aus der Ferne dem Heldenstück zu und zeigte feinem vierzehn¬
jährigen Sohn, der hier die Feuertaufe erhalten sollte, die
Anwendung der neuen Kugelspritzen, von denen man sich un¬
geheure Morderfolge versprach. Aber das Häuflein Preußen
verteidigte sich mit rühmlicher Ausdauer gegen die zwanzigfache
Übermacht; erst nach stundenlangem, zähem Widerstände räumte
es in geordnetem Rückzüge die Stadt. „Diese Preußen schlagen
sich wie Helden," rief der französische General, als er verwundert
hörte, wie ihrer nur 1400 gegen seine 30000 gestanden. Bald
sollten die feindlichen Heerführer noch weit glanzvollere Helden¬
thaten ihrer deutschen Gegner zu schauen bekommen.
2. Die Schlacht bei Weißenburg. — Am 4.
August überschritt die dritte deutsche Armee unter dem
Kronprinzen bei der elsäsfischen Stadt Weißen bürg die
französische Grenze. Die Stadt selbst und der sie im Süden
überragende Geisberg waren vom Feinde besetzt. Mit jubeln¬
der Kampfbegier eröffnen die Bayern fofort den Angriff auf
die Stadt; kühnen Mutes stürmen die preußischen Königs¬
grenadiere unter ihrem alten Feldruf: „Es lebe der König!
Hurra!" mit dem Bajonett den Berg hinan. Nach kurzem,
heißem Kampfe ist Weißenburg samt dem Geisberg in deutschen
Händen. Ein preußischer Jäger hat die erste feindliche Kanone