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von 16 Jahren. Bei Cannä entkam er mit den schwachen Trümmern
des besiegten Heeres. Ein Haufen vornehmer Jünglinge, verzweifelnd
lln der Rettung Roms, hatte sich entschlossen, Italien zu verlassen.
Da trat Scipio mit gezücktem Dolche unter sie und drohte, den nieder-
üUstoßen, der das Vaterland zur Zeit der größten Gefahr im Stiche
^sse. Sie blieben, die Kühnheit des hochherzigen Jünglings bewun¬
dernd, und die Römer ließen seinen hohen Muth nicht ungeehrt. Kaum
Zwanzig Jahre alt wurde er Aedil und einige Jahre nachher Proconsul
ln Spanien, wo er sich durch Heldenmuth, Klugheit, Gerechtigkeit und
und edles Benehmen auszeichnete. Die erste glückliche Unternehmung
war die Eroberung von Neukarthago, das er zur Zeit der Ebbe, wo
See nieder stand, von der Wasserseite her mit 500 entschlossenen
Ziegern angriff. Als sie nun ein Thor erstürmt, die Mauern erstiegen
vud auch die übrigen Truppen von der Landseite her einen glücklichen
Zugriff gemacht hatten, zogen sich die Feinde in die Burg zurück, die
'w indessen bald auch übergaben. Die gefangenen Afrikaner wurden
uun auf seinen Befehl als Sclaven verkauft, allein die Spanier frei
entlassen, was einen günstigen Eindruck,erregte und ihm Vieler Herzen
^wann. Er ließ nun Lälius zur Bewachung der Stadt zurück und
^8ab sich wieder in das Lager. Im Kampfe gegen die Celtiberier,
ein sehr kriegerisches Volk, bekam er eine Fürstentochter in die Gesan¬
dtschaft, deren Schönheit und Liebenswürdigkeit einen solchen Eindruck
den Sieger machte, daß er Mühe hatte, seine Leidenschaft zu
^egen. Doch sein Edelmuth erlaubte ihm nicht, eine Grausamkeit
begehen, und als er hörte, daß sie die Braut eines jungen Fürsten,
Lucius, sey, so ließ er die ängstlich beklommenen Verlobten vor sich
tunen und erklärte dem jungen Manne, daß er ihm seine reizende
. ^sangene ohne Lösegeld abtrete. Selbst das bedeutende Geschenk, das
chm tyre Aeltern zum Danke darbrachten, stellte er dem beglückten
^are als Hochzeitgabe zu. So mußte er Aller Herzen gewinnen und
kann man sagen, daß die Karthager vorzüglich in Spanien besiegt
^^'den seyen. Allucius diente nun unter Scipio und leistete ihm gute
^ wüste. Im folgenden Jahre schlug dieser den Hasdrubal, Bruder
cö Hannibal, der bei Sena so unglücklich endete, und nöthigte ihn,
dein Reste seines Heeres nach den Pyrenäen zu flüchten. Nach
w>er Schlacht gab Scipio einen neuen Beweis von Klugheit und
Betragen. Ein naher Verwandter des numidischen Königs
febr^* war kn seine Gefangenschaft gerathen. Als dieser nun den
u kchen Wunsch ausdrückte, sich in seine Heimath begeben zu können,
entließ er ihn reichlich beschenkt und stimmte dadurch den Numidier