Full text: Erzählungen aus der deutschen Geschichte

- 13 — 
deutschen Grenzen ihre besten Heere als Wache aus, und gogen 
Wälle, Gräben und Mauern von gewaltiger Stärke, deren 
Reste geblieben sind bis auf den heutigen Tag. Dennoch ließen 
sich die kriegerischen Deutschen nicht von Angriffen ans das rö¬ 
mische Reich zurückschrecken. Die fortwährenden Kämpfe be¬ 
lehrten sie, daß Eintracht stark macht. Daher geschah es, daß 
die zahllosen kleinen Völkerschaften sich mehr und mehr zu¬ 
sammenschlossen und größere Vereinigungen bildeten. Es ent¬ 
standen die vier großen Völkerbündnisse der Alemannen am 
Oberrhein, der Franken am Niederrhein, der Sachsen 
zwischen Rhein und Elbe und der Goten im östlichen Deutsch¬ 
land. Vorzüglich mächtig wurden die Goten, die ihre Herr¬ 
schast weithin gegen Morgen bis zum schwarzen Meere aus¬ 
breiteten. Sie teilten lieh in Westgoten und Ostgoten. 
Immer gefährlicher wurde die Macht dieser streitbaren Völker 
dem sinkenden römischen Reiche, welches sich damals in zwei 
Hälften, das oft- und weströmische Reich, geschieden hatte. End¬ 
lich trat ein Ereignis ein, das diese Völker alle in Bewegung 
setzte: es begann die sogenante große Völkerwanderung 
(375). 
2. Die Hunnen. — Den Anstoß zu der Völkerwande¬ 
rung gab ein wildes Nomadenvolk, das von Asien her in Europa 
einbrach. Es waren die H u n n e n, Leute mit schwarzem, strup¬ 
pigem Haar, schmutziggelber Gesichtsfarbe, schiefen Augeu, 
breitschulterig und klein von Leibe und so fürchterlich wild, als 
sie häßlich von Ansehen waren. Sie lebten von wilden Wur¬ 
zeln und von Fleisch, das sie nicht kochten, sondern wie einen 
Sattel aufs Pferd legten und durch einen tüchtigen Ritt mürbe 
machten. Feste Wohnungen kannten sie nicht; von Kindesbeinen 
an schweiften sie im Freien, in Bergen und Wäldern umher, 
und lernten Hitze und Kälte, Hunger und Durst ertragen. Ihre 
Kleider waren leinene Kittel oder Pelze von Waldmäusen, die 
Beine umwickelten sie mit Bockssellen. Von ihren Pferden 
innren sie unzertrennlich: sie aßen, tranken und schliefen darauf. 
Ihre Weiber und Kiuder führten sie in Karren mit sich. Krieg 
war ihre größte Lust. Mit schrecklichem Geheul begannen sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.