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diesem Feste der Glanz der Köuigswürde hervorstrahlte, so war
Otto nun auch eifrig darauf bedacht, die königliche Macht zu
mehren. Wer von den stolzen Großen des Reiches dem Könige
nicht gehorchen mochte, den demütigte er mit gewaltiger Hand.
2. Die Ungarnschlacht auf demLechfelde (955). —
Siegreich kämpfte er gegen alle Feinde des Reiches. Den Slaven
entriß er das ganze Land bis an die Oder und führte dort das
Christentum ein. Einen heißen Kampf hatte er wider die
Ungarn zu bestehen. In nnabfehlichen Scharen zogen die
wilden Räuber abermals heran und prahlten: „Unsere Rosse
werden die deutschen Flüsse und Seeu austrinken und mit ihren
Hufen die Städte zerstampfen. Stürzt nicht der Himmel auf
uns herab, thut nicht die Erde sich auf, uns zu verschlingen —:
wer vermag, uns zu besiegelt ?" Im Bayerlande auf dem L e ch -
selbe, einer weiten Ebene, die der Lech durchströmt, stieß Otto
mit seinen Deutschen aus die furchtbaren Feinde. Sein Heer
war nicht zahlreich, doch setzte er seine Hoffnung auf Gott.
Vor dem Kampfe empfing er das heilige Abendmahl, und betete
Zu dem Herrn der Heerscharen um Hilfe und Sieg. Alle feine
Krieger beteten mit ihm und gelobten, treu bei einander zu halten
bis in den Tod. Dann ging's in die Schlacht. Die Deutschen
kämpften voll Löwenmutes. Haufenweise erlagen die Ungarn
ihren grimmigen Hieben; was von ihnen der Schlacht entfloh,
wurde auf der Flucht erschlagen. Nur sieben Mann, heißt es,
ließ Otto mit abgeschnittenen Nasen und Ohren nach dem
Ungarlande heimkehren, um dort von ihrer schmählichen Nieder¬
lage zu erzählen. Seitdem wagten es die Ungarn nie wieder,
in Deutschland einzufallen. Auch nahmen sie bald darauf das
Christentum an, das sie an mildere Sitten gewöhnte.
3. Gründung desrö misch en Reichesdeutscher
Nation. — Endlich machte Otto mehrere Züge nach Italien,
wo große Unordnung eingerissen war. Er brachte das Land,
welches einst zum Reiche Karls des Großen gehört hatte, unter
seine Herrschaft und ließ sich zum Könige von Italien krönen.
In Rom setzte ihn: dann der Papst auch dierömischeKaiser-
kröne aufs Haupt. Von nun au verblieb die Kaiserwürde den