Full text: Erzählungen aus der deutschen Geschichte

— 48 — 
Trotz blieb nicht ungestraft. Friedrich kehrte nach beendigtem 
Kampfe nach Deutschland zurück und lud den Herzog vor, wegen 
feines Ungehorsams sich auf einem Reichstage zu verantworten. 
Da Heinrich nicht erschien, wurde er in die Reichsacht erklärt, 
und verlor seine beiden Herzogtümer. Sachsen wurde unter 
mehrere Fürsten verteilt; Bayern erhielt der tapfere, dem Kaiser 
treu ergebene Otto von Wittelsbach, der Stammvater 
des jetzigen bayerischen Fürstenhauses. Zwar griff Heinrich der 
Löwe zu den Waffen, um sich seine Besitzungen zu erhalten; 
allein er vermochte sich gegen den Kaiser nicht zu behaupten und 
bat diesen endlich fußfällig um Gnade. Friedrich hob den ge- 
demütigten Mann gütig auf und umarmte ihn voll Rührung. 
„Du bist selbst die Ursache deines Falles," sprach er. Heinrich 
blieb zwar der beiden Herzogtümer verlustig und mußte auf drei 
Jahre Deutschland verlassen; doch behielt er sein Stammland 
Braunschweig, in dessen Hauptstadt noch jetzt ein eherner Löwe 
vor der Domkirche steht, den er als Zeichen seines Mutes er¬ 
richtet hat. 
4. Friedrich Barbarossas Kreuzzug und Tod. 
— Am Abend seines Lebens unternahm der ritterliche Kaiser 
noch einen Kreuzzug nach dem gelobten Lande. Es galt, in 
Jerusalem, das wieder den Türken in die Hände gefallen war, 
die christliche Herrschaft herzustellen. An der Spitze eines zahl¬ 
reichen Heeres zog der greise Held aus nach dem Morgenlande. 
Aber er sollte das Ziel seiner Kreuzfahrt nicht erreichen. Als 
er in Kleinasien auf seinem Streitroß einen Fluß durch¬ 
schwimmen wollte, rissen ihn die Wellen fort, und leblos brachten 
ihn seine Geführten ans Ufer. So beschloß Friedrich seine 
Heldenlausbahn. Unbeschreiblich war der Jammer des Heeres, 
unbeschreiblich die Trauer des ganzen Volkes, als die Kunde 
seines Todes nach Deutschland gelangte. Das Volk konnte es 
lange gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser, der gewaltige 
Barbarossa, wirklich gestorben sei, und noch lebt er fort in der 
Sage. In: Thüringerlande, erzählt sie, tief unten im Kyff- 
hänferberge, sitzt er schlafend, das Kinn gestützt auf einen steiner¬ 
nen Tisch, durch den sein Bart gewachsen ist. Den Gipfel des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.