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in den Bann that, so mehrte sich doch stets die Zahl seiner An¬
hänger.
3. Die Kirchenversammlung zu Konstanz
(1414 — 1418). — Dem Kaiser Sigismund lag es sehr am
Herzen, die Einigkeit und Ordnung in der Kirche wiederher¬
zustellen. Er bewirkte daher, daß eine große Kirchenver-
sammlungzuKonstanzam Bodensee zusammentrat. Diese
war außerordentlich zahlreich besucht vou Bischöfen, Äbten und
Priestern, wie auch von weltlichen Fürsten und Herren aus fast
allen Ländern Europas. Einmal sollen 115 000 Fremde und
30000 Pferde gezählt worden sein; die gewöhnliche Zahl der
Anwesenden betrug 80 000. Zuerst wurden alle drei Päpste
zur Abdankung bewogen oder abgesetzt. Dann sollte, nament¬
lich auf Verlangen der Deutschen, eine gründliche Kirchenver-
besserung, eine Reformation an Haupt und Gliedern, wie man
es nannte, vorgenommen werden. Allein der neue Papst,
welcher von der Versammlung gewählt worden war, wußte eine
solche schlau zu hintertreiben; es blieb bei den bisherigen Miß-
ständen. Ja, die Versammlung lud noch eine schwere Schuld
aus sich durch den Frevel, welchen sie an dem frommen
Huß verübte.
4. Huß auf dem Scheiterhaufen. — Huß war vor
die Versammlung geladen worden, damit er sich wegen seiner
Lehre verantworte. Der Kaiser hatte ihm einen Geleitsbrief
erteilt, der ihm Schutz auf der Reife und sichere Heimkehr ver¬
sprach. So zog er festen Mutes nach Konstanz. Aber kaum
angekommen, wurde er ins Gefängnis gesetzt. Der Kaiser ge¬
dachte seines Wortes und verlangte Hussens Befreiung. Aber
was kümmerte die stolzen Bischöfe des Kaisers Begehren?
„Huß," antworteten sie, „ist ein Ketzer, und einem Ketzer darf
man nicht Wort halten." Das Wort „Ketzer" schreckte den
deutschen Kaiser, und er ließ feinen Schützling im Stich. Bald
daraus wurde Huß vor die Versammlung geführt. „Deine
Lehre ist ketzerisch," rief man ihm zu, „schwöre sie ab!" Aber
Huß erwiderte: „Wenn ihr mich ans der heiligen Schrift eines
Irrtums überführet, so will ich gern widerrufen; wo nicht,