8 Erster Zeitraum.
Otto II. (f 1205) geriet in Streit mit bem Erzbischof von Magdeburg,
weil er einen Kreuzzug gelobt, aber nicht ausgeführt hatte; besroegen gebannt,
mußte er, um den grollenden Kirchenfürsten zu versöhnen, alle seine Allobe
oder Familiengüter in der Altmark unb im westlichen Havellanb vom Erz¬
bischof als Lehen nehmen. Ihm folgte fein Bruder
Albrecht II (f 1220). Er hat erfolgreiche Kämpfe mit den Dänen
geführt, die sich an der pommerschen und mecklenburgischen Küste festsetzen
wollten und Rügen bereits erobert hatten.
Johann I. (f 1266) unb Otto III. (f 1267), Albrechts II. Söhne, sind
ein seltenes Beispiel brüderlicher Eintracht: sie bekleideten gemeinschaftlich die
markgräfliche Würde, unb niemals ist ihre Einigkeit durch Neid ober Eifer¬
sucht gestört worben. Ritterlich unb siegreich schlugen sie sich mit bem Erz-
bischos von Magbeburg, bem Markgrafen von Meißen unb bem Herzoge von
Pommern, ber bie Lehnshoheit Brandenburgs anerkennen, sowie die Ucker¬
mark und Stargard abtreten mußte. Sie nahmen den Wenden Barnim
unb Teltow ab; auch brangen sie über bie Ober bis an bie Warthe vor
unb sicherten bas weite Gebiet, bas ben Namen Neumark erhielt, durch
deutsche Ansiedler. In dem von Schlesien erworbenen Lande Lebus und
Sternberg gründeten sie Frankfurt und Küstrin, und von dem Böhmen¬
könig Ottokar erhielten sie für eine Schuldforderung die Oberlausitz. Sie
erhoben das deutsche Dorf Kölln am linken (1232) und das wenbifche Dorf
Berlin am rechten Spreeufer (1242) zu beutfcheit Stäbtcn, bie balb burch
Hanbel emporblühten. Nicht weit von Eberswalbe grünbeten sie bas Güster-
cienserkloster Chorin, bessen fleißige Mönche sich um bie Bobenverbefferung
ber Mark hochverdient gemacht haben. Umfangreiche Überreste von Kl oster-
gebäuden im gotischen Stil sind noch vorhanden.
Nach dem Tode der beiden Brüder spaltete sich bie markgräfliche Familie
in zwei Linien; bie ältere, von Johann abstammenb, hatte ihren Sitz in
Stendal, bie jüngere, die Nachkommen Ottos, in Salzwedel. Aber alle hielten
treu zusammen; der älteste war das Familienhaupt unb Erzkämmerer und
hatte seine Residenz in Brandenburg. Zunächst erbte diese Würde
Otto IV. mit dem Pfeil (f 1309), ber Sohn Ottos III., ein Freunb
ber Wissenschaft und Kunst, der sich gern mit gelehrten Männern unterhielt
und sich als Minnesänger berühmt gemacht hat, aber nicht minder als tapferer
Krieger gefürchtet war. Obwohl ein frommer Mann, sagte er doch aus
Ärger bnrüber, baß sein Bruber nicht zum Erzbischof von Magbeburg gewählt
war, bem Erzbistum bie Fehbe an. Aber er würbe in ber Schlacht bei
Frohfe (1278) geschlagen, gefangen genommen und dann im Triumph nach
Magdeburg geführt, wo ihn der Erzbifchof auf offenem Markte in einen
Käfig sperrte. Gegen 4000 Mark (Pfunb) Silber löste ihn feine Gemahlin
wieder. Diese Summe erhielt sie, wie die Sage erzählt, von einem treuen
Diener, Johann von Buch, der das Geld einst von dem Vater des Mark¬
grafen für die Zeit der Not empfangen hatte. Als der befreite Markgraf
fein Roß wieder bestiegen, fragte er: „Herr Bischof, bin ich los?" ■—
„Ja!" — „Pah," rief Otto, „Ihr wißt doch wahrscheinlich nicht einen
brandenburgischen Markgrafen zu schätzen! Auf ein Roß hättet Ihr mich setzen