Full text: Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken (Reihe 3)

Die Sage von Herzog Arichis und Paulus Diakonus. 165 
Urlaub unb traten bte Heimreise an. Manche behaupten, König Karl sei 
selbst als Gesaubter uerfletbet gekommen, um bte gerühmte Herrlichkeit bes 
Arichis zu sehen. Der junge Grimwalb würbe von Karl mit Freunblichkeit 
ausgenommen. 
Noch in bernselben Jahre 787 schlummerte ant 26. August ber eble 
Herzog Arichis sanft hinüber, nachbem er neunttnbzwanzig^Jahre unb sechs 
Monate geherrscht unb noch bett Tob seines ältesten Sohnes Romwalb 
erlebt hatte, unb warb zu Salerno in ber Kirche ber heiligen Jungfrau 
feierlich bestattet. Der gelehrte Diakon Paulus bichtete ihm eine schöne 
Grabschrift. Arichis würbe breiunbfünfzig Jahre alt unb hinterließ außer 
feiner Gattin Abelperga unb feinem Sohne Grimwalb zwei Töchter, Theo- 
beraba unb Abelgtfa. Paulus Diakonus aber zog sich nach bem Tobe feines 
geliebten Fürsten aus ber Herrlichkeit biefer Welt für immer zurück unb 
ging wieber in bas Kloster bes heiligen Benebikt zu Monte Cassino. Hier 
zog er bas Kleib ber Frömmigkeit an unb gelobte bafelbft auszuharren bis 
an sein Enbe. Er lebte nun in größter Unschulb und Demut unb 
beobachtete ein stetes Stillschweigen in schier übermenschlicher Weise. Als 
ihn einst bie Brüber bctrunt tabelten, erwiberte ber weise Mann: „Ich 
habe in meinem früheren Leben viel unnütze Worte gcrebet; es ist billig, 
baß ich mich nun auch ber erlaubten enthalte.“ Da aber ber Abt ihn 
bat, sich genügen zu lassen an bem, was ber heilige Vater Benebikt in 
feiner Orbensregel vorschreibe, gab er feinen Vorsatz aus; benn er wollte 
nicht hochmütig erscheinen vor bett übrigen Brübern. Auf instänbiges 
Bitten bes Abtes unb ber Brüber verfaßte er eine Erklärung zu bem, 
was in ber erwähnten Orbensregel bunkel war. erläuterte alle schwierigen 
Stellen in herrlicher Weise unb gab bem Werke ben Titel „über bie 
Orbensregel'. Auch noch manche anbere Schriften schrieb er in schöner 
Sprache, so bie Geschichte seines Volkes. Unb nachbem er lange in ber 
frommen Brüberfchaft gelebt hatte, starb er, ein hochbetagter Greis, unb 
würbe im Kloster, wo ber heilige Benebikt ruht, beigesetzt., Viele weinten 
um ihn; benn er war in allen Dingen ein weiser Mann, ber Wissen¬ 
schaften unb des göttlichen Wortes in hohem Maße kunbig; babei von 
großer Sanftmut, Herzensgüte unb Beschcibenheit. — 
So vergaß bie Sage, bie ihre lieblichen unb ergreifenben Gebilbe um 
bie ganze Geschichte ber Sangobarben gewoben hat, bankbar auch bes Mannes 
nicht, ber jene Gebilbe ber Vergessenheit entrissen unb bie rühmlichen Thaten 
ber Vorfahren mit warmem, vaterlanbsliebenbem Herzen beschrieben hat. — 
Wohl hatte in ber geringen Volkszahl ber Sangobarben, in ber Un¬ 
fähigkeit sich eine Seemacht zu schaffen unb in bem oft nur zu erfolgreichen 
Selbstänbigkeitsstreben ber großen Herzoge, eine breifache Gefahr für bie 
Fortbauer bes Staates von Anfang an bestanben; aber boch nicht innerer
	        
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